Femizid im Kreis Wesel: Ezidin in Ladenlokal erstochen

Eine 50-jährige Ezidin ist in Hünxe-Drevenack im Kreis Wesel erstochen worden. Eine Mordkommission der Kriminalpolizei Duisburg hat die Ermittlungen aufgenommen.

Eine 50 Jahre alte Frau ist in Hünxe-Drevenack im Kreis Wesel gewaltsam ums Leben gekommen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Duisburg mitteilten, war Yüksel Y. am Samstag in einem Ladenlokal leblos und mit Stichverletzungen aufgefunden worden. Eine Mordkommission der Kriminalpolizei Duisburg hat die Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts aufgenommen und Spuren gesichert. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion des Leichnams an.

Ob es im Zusammenhang mit dem Feminizid an Yüksel Y. bereits eine Festnahme gab oder überhaupt Verdächtige gibt, wurde bislang nicht bekannt gegeben. Auch nicht, ob der Imbiss an der Schermbecker Landstraße nur der Fund- oder gleichzeitig auch der Tatort ist. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte am Sonntag lediglich, man wolle zunächst keine Angaben zu möglichen Tatverdächtigen machen.

Yüksel Y. war Ezidin und stammte aus dem nördlichen Kurdistan. Innerhalb der kurdischen Gemeinschaft im Kreis Wesel und darüber hinaus kannte und schätze man sie. Umso erschütterter ist die Community über ihren gewaltsamen Tod. Yüksel Y. war Mutter von drei Kindern.

Feminizid

Feminizid oder Femizid ist Mord beziehungsweise die gewaltsame Tötung aufgrund des gelesenen Geschlechts. Dazu zählen Morde von Lebenspartnerinnen, aber auch Unbekannten. Die Unterscheidung der Worte Femizid und Feminizid bezieht sich zum einen auf geschlechtsspezifische Ursachen der Tötung und zum anderen auf eine in der Tat deutlich werdende Systematik von Tötungen an Frauen, welche auch Komponenten staatlicher Verantwortung hervorhebt.

Um die strukturellen Ursachen dieses Problems sichtbar zu machen, hat die Feministin Diana E.H. Russel den Begriff Femizid eingeführt, der die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts beschreibt. In den 1990ern wurde der Begriff von der mexikanischen Anthropologin Marcela Lagarde durch den Begriff Feminizid ersetzt – um zu betonen, dass diese Verbrechen nicht nur frauenfeindlich waren, sondern auch ungestraft blieben. Im Kontext der in Lateinamerika verbreiteten Straflosigkeit schließt „Feminizid“ die Rolle des Staates mit ein. Auch in Deutschland trägt der Staat Verantwortung: Bei der Prävention von Feminiziden und bei der Rechtsprechung.

Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann, zumeist der Partner oder Ex-Partner, eine Frau zu ermorden. Jeden dritten Tag gelingt ein solcher Versuch – alle 72 Stunden geschieht ein Feminizid. In der Öffentlichkeit werden diese Morde aber noch immer durch Begriffe wie „Familientragödie“ oder „Eifersuchtsdrama“ verharmlost und verschleiert. Staatliche Institutionen schließen sich dem nahtlos an und verweigern sich dem juristischen Konzept „Feminizid“. Dabei sind Feminizide keine Einzelfälle von verwirrten, verbitterten oder verzweifelten Einzeltätern, sondern das tödliche Resultat patriarchaler gesellschaftlicher Strukturen. Seit vielen Jahren fordern feministische Akteurinnen deshalb die Schaffung eines Straftatbestandes des Feminizids, um frauenspezifische Tötungen konsequenter zu verfolgen und einheitlicher zu bestrafen.