Europaweites Gedenken an Genozid von Şengal

In Dutzenden Städten Europas haben gestern zum vierten Jahrestag des IS-Angriffs auf Şengal vom 3. August 2014 Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen stattgefunden.

In Deutschland, Frankreich, Schweden, der Schweiz, Dänemark und Holland haben gestern zum vierten Jahrestag des Genozids an den Eziden in Şengal durch den „Islamischen Staat“ (IS) Aktionen stattgefunden, auf denen der Opfer gedacht und auf das Schicksal Tausender ezidischer Frauen aufmerksam gemacht wurde, die verschleppt und auf Sklavenmärkten verkauft wurden.

In Hamburg fand eine Kundgebung in Altona statt, an der sich zahlreiche Menschen beteiligten. Nora Kaplan von der HNB sprach sowohl für die Suryoye Frauen Union als auch für die Aramäer und Kaldäer. Einen emotionalen und kraftvollen Redebeitrag hielt Gülcan von der ezidischen Hilfsorganisation Roja Sor. Insbesondere thematisierte sie die Teilnahmslosigkeit, die hierzulande gegenüber den Gewaltverbrechen herrsche, die an die ezidischen Frauen verübt wurden. Anja Flach vom Frauenrat Rojbîn wies zudem auf die Mitverantwortung hin, die auch die Bundesrepublik trage. Durch die Waffenlieferungen und die wirtschaftlichen Beziehungen, die Deutschland mit der Türkei unterhalte, kann die Türkei ungehindert agieren und ihre intensive Unterstützung des Islamischen Staates und seiner Nachfolgeorganisationen aufrechterhalten, so Anja Flach.

Allen Redebeiträgen war zudem gemein, dass die sie Wichtigkeit der Selbstorganisierung und der Selbstverteidigung der Eziden betonten. Der Aufbau dieser Strukturen sei unentbehrlich, um sich zukünftig selbst vor Massakern schützen zu können, aber auch um das eigene Bewusstsein zu stärken. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass es insbesondere die Guerilla der PKK und der Kämpfer*innen der YPG/YPJ waren, die den Eziden zu Hilfe eilten, als der Angriff des IS stattfand.

Auf einer Kundgebung in Düsseldorf, die unter dem Motto „Die Freiheit der Frauen von Şengal ist die Freiheit der Menschheit“ stattfand, erklärte Yüksel Koç als Ko-Vorsitzender des kurdischen Dachverbands KCDK-E, der Angriff auf Şengal habe allen Kurden gegolten. Koç forderte die internationale Anerkennung eines offiziellen Status für Şengal. Die ehemalige HDP-Abgeordnete Besime Konca forderte in einem Redebeitrag, den 3. August als internationalen Tag gegen Feminizid und Genozid anzuerkennen.

Weitere Aktionen fanden in Hildesheim, Essen, Kopenhagen, Bern, Basel, Zürich, Wien, Innsbruck, Montpellier, Paris, Marseille, Den Haag, Stockholm und Liege statt.