Lange Haftstrafe gegen ehemalige MEBYA-DER-Vorsitzende

Die ehemalige Ko-Vorsitzende des Hilfsvereins für Gefallenenfamilien (MEBYA-DER), Ayşe Dicle, ist in Amed wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Die politische Justiz der Türkei statuiert weiterhin Exempel an zivilgesellschaftlich engagierten Menschen. Ayşe Dicle, ehemalige Ko-Vorsitzende der Vereinigung MEBYA-DER, ist vor der 4. Schwurgerichtskammer in Amed (tr. Diyarbakir) wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ zu zehn Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht blieb damit hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft nach 15 Jahren Haft zurück.

Die Haftstrafe gegen Dicle setzt sich aus mehreren Teilurteilen wegen „Mitgliedschaft“ und „Propaganda für eine Terrororganisation“ zusammen. Nach diesen Paragrafen werden kurdische Oppositionelle in der Türkei und Nordkurdistan systematisch abgestraft und langjährig inhaftiert.

MEBYA-DER – Stimme der Familien gefallener Guerillakämpfer*innen

MEBYA-DER ist ein Hilfs- und Solidaritätsverein für Familien, die ihre Angehörigen im Guerillakampf verloren haben. Der Verband unterstützt die Familien der Gefallenen und hilft ihnen dabei, die von den türkischen Behörden einbehalteten Leichen ihrer Angehörigen ausgehändigt zu bekommen. Weiterhin macht die Organisation Trauerarbeit und kämpft für die würdige Bestattung Gefallener. MEBYA-DER setzt sich intensiv mit der Zerstörung von Guerillagräbern und Friedhöfen durch das türkische Militär und der Verstümmelung und Zurschaustellung der Körper gefallener Guerillakämpfer*innen im Rahmen der psychologischen Kriegsführung auseinander. Damit befindet sich die zivilgesellschaftliche Organisation direkt im Fokus des Regimes.