Die verbotene Verzierung des Kopftuchs

Eine Newroz-Demonstration durfte sich nicht von der Stelle bewegen, bis eine Teilnehmerin ihr Kopftuch abnimmt. Ein weiterer absurder Fall der Kriminalisierung kurdischer Aktivist*innen in Deutschland ereignete sich jüngst in Bielefeld.

Fast hätte ein Kopftuch zu einem Abbruch einer Demonstration geführt. Denn die Polizei in Bielefeld hatte plötzlich verbotene Symbole am Kopftuch einer Teilnehmerin bei der Newroz-Demonstration erkannt und kurzerhand die Protestmarsch gestoppt. Sabiha Cebe müsse ihr Kopftuch ablegen, sonst könne die Demonstration nicht loslaufen, hieß es dann. Das Ereignis in Bielefeld reiht sich nun ein in eine absurde Liste von Kriminalisierung kurdischer Aktivist*innen in Deutschland.

Was ist dein Unterschied zum türkischen Staat!?“

Die Betroffene erklärte nach dem Vorfall, dass der deutsche Staat ebenso repressiv gegen die Kurd*innen vorgehe wie der türkische Staat. „Sie fürchten sich vor dem Symbol auf meinem Kopftuch“, so Cebe.

Cebe war mit ihrer Familie 1992 aufgrund der Verfolgung in der Türkei aus ihrem Heimatort Midyad nach Deutschland geflüchtet. „Wir mussten damals flüchten, weil der türkische Staat uns, unsere Familie und unsere Kinder nicht mehr in Ruhe ließ. Aufgrund der Unterdrückung mussten wir unsere Heimat verlassen. Wir flüchteten nach Deutschland, weil wir hier unsere demokratischen Rechte geschützt wähnten. Doch Ereignisse wie diese zeigen mir, dass wir uns damals wohl doch getäuscht haben“, erklärt sie.

Zu dem „verbotenem Kopftuch“ berichtet sie: „Das habe ich vor 10 Jahren selbst gestickt. Auf Demonstrationen und kurdischen Veranstaltungen setzte ich fortan immer dieses Tuch auf. Bislang war das nie ein Problem. Ich verstehe nicht, warum sich das nun plötzlich geändert hat.“

Erinnerungen an Kurdistan 1992 werden wach

Der Vorfall in Bielefeld hat bei der Betroffenen alte Wunde aufreißen lassen. Sie berichtet: „Als die Polizei so auf mich zukam, fühle ich mich in das Jahr 1992 erinnert. Damals hat der türkische Staat in Kurdistan gemordet, unsere Leute gefoltert. Diese Ereignisse gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich kann deswegen nicht schlafen. Die Haltung der deutschen Polizisten ist für mich ebenfalls nicht erträglich. Sie greifen uns immer stärker an. Vor allem, wenn die Teilnahme an den Protesten gering ist. Nur dann trauen sie sich auch die Kopftücher der Frauen ins Visier zu nehmen. Die kurdische Bevölkerung ist seit Monaten im Hungerstreik, die Menschen lassen im Krieg ihr Leben. Und die deutsche Polizei hat nichts besseres zu tun, als mein Kopftuch für verboten zu erklären.“