Der Sternmarsch der HDP von Edirne an der türkischen Westgrenze und der nordkurdischen Stadt Colemêrg (türk. Hakkari) am östlichsten Ende des türkischen Staatsgebiets mit Ziel Ankara geht trotz Repression weiter. Die Delegation der Demokratischen Partei der Völker (HDP), die aus Colemêrg aufgebrochen war, hielt sich zwei Tage in Wan (türk. Van) auf und führte dort Veranstaltungen und Aktionen durch. Heute brach die Gruppe nach Bedlîs (türk. Bitlis) auf. Mitglieder des HDP-Provinzverbands von Wan entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Em bi hev re“ – „Wir stehen zusammen“.
„Keine Angst vor Corona, sondern vor der Demokratie“
Auf der Abschiedskundgebung berichtete die Ko-Vorsitzende der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) Saliha Aydeniz von dem leidenschaftlichen Empfang in Colemêrg und Wan trotz der massiven staatlichen Repression. Sie kündigte an, die Demonstration werde am Mittwoch in Bedlîs, anschließend in Êlih (türk. Batman) und später in Amed (Diyarbakır) ankommen. „Unser Marsch soll unter dem Corona-Vorwand gestoppt werden. Es besteht jedoch keine Angst vor Corona, es besteht Angst vor der Demokratie“, so Aydeniz.
Protest gegen die Angriffe
Aydeniz wies daraufhin, dass die Luftangriffe auf Şengal, das Flüchtlingslager Mexmûr und die Medya-Verteidigungsgebiete in Südkurdistan am ersten Tag des Marsches stattfanden. Weiter erklärte die Politikerin: „Der politische Putsch der AKP geht weiter. Diese Demonstration wird den Menschen in der Türkei Demokratie und Kurdistan die Freiheit bringen. Wir verurteilen die Angriffe auf Mexmûr und Şengal. Die Regierung besteht auf Krieg und Faschismus. Die HDP steht dem entgegen. Die HDP steht für eine Alternative für die Gesellschaft in der Türkei. Die Regierung fürchtet sich vor Demokratie, Freiheit und Gleichheit. Unsere Demonstration von Colemêrg und Edirne soll der Türkei Luft zum Atmen bringen.“
„Ein Blick in die Geschichte genügt“
Aydeniz betonte, die Demonstration werde am 20. Juni nicht enden, es gehe um den Aufbau der Demokratie: „Diejenigen, die uns mit Staatsgewalt einschüchtern wollen, sollen einen Blick in die Geschichte werfen. Die Regierungen haben gewechselt, aber das kurdische Volk hat einen Status in der Türkei erkämpft. So wie wir bis heute gegen den Faschismus gekämpft haben, werden wir es auch weiterhin bis zu seinem Ende tun.“ Sie forderte die Völker in der Türkei zum gemeinsamen antifaschistischen Kampf auf.
„Für die Würde der Völker in der Türkei und Kurdistan“
Die stellvertretende Ko-Vorsitzende der ESP, Beycan Taşkıran, betonte den gemeinsamen Kampf der Werktätigen, der Völker und insbesondere auch der Menschen im Gesundheitsbereich gegen die Krise des Kapitalismus, die durch Corona verschärft werde. Sie betonte, dass sich die Demonstration auch gegen Frauenmorde und die eskalierende patriarchale Gewalt in den Familien richte: „Diese Demonstration ist für das kurdische Volk. Für die Alevit*innen, deren Sprache und deren Glaube missachtet wird. Für die vertriebenen und ermordeten Armenier*innen und für alle Völker in der Türkei, die ihrer Würde beraubt wurden. Wir haben eine Lösung, und wenn wir zusammen für eine gemeinsame Zukunft kämpfen, können wir Erfolg haben.“
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