Chamenei: USA und Israel stecken hinter Protesten

In der Nacht zum Montag haben Polizisten und Milizen den Campus der renommierten Scharif-Universität in Teheran nach Protesten abgeriegelt. Irans „Oberster Führer“ Ali Chamenei hat den Aufstand im Land derweil als „Verschwörungsoperation“ dargestellt.

Irans „Oberster Führer“ Ali Chamenei hat sein Schweigen zu dem anhaltenden Volksaufstand im Land in Reaktion auf den gewaltsamen Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei gebrochen und ihn als Verschwörungsoperation der USA, Israels und der „iranischen Verräter im Ausland“ dargestellt. „Diese Krawalle waren geplant und wurden nicht von gewöhnlichen Iranern inszeniert“, sagte er vor Polizeikadetten in der Hauptstadt Teheran.

„Ich sage deutlich, dass diese Randale eine von den USA, dem zionistischen Regime (Israel) und iranischen Verrätern im Ausland programmierte Operation ist, um die Sicherheit des Landes zu torpedieren“, so der Kleriker. Den Tod Aminis beschrieb Chamenei als „traurigen Zwischenfall“, der „uns das Herz gebrochen hat“. Es sei aber weder normal noch akzeptabel, aus diesem Grund Korane, Moscheen, Autos und Banken zu verbrennen und den Frauen die Schleier vom Kopf zu reißen. „Solche Aktionen sind nicht normal, sind unnatürlich“, sagte Chamenei. Den Sicherheitskräften sprach er seine volle Unterstützung aus, da sie während der Proteste Unrecht erlitten hätten.

„Keiner in den USA trauert um die gestorbene Frau, sondern es geht hier lediglich um die Unabhängigkeit der Islamischen Republik und ihren Widerstand (gegen die USA)“, so Chamenei. Die Amerikaner und die Feinde des Irans wollten diesen Widerstand brechen und das Land erneut vom Westen abhängig machen. Belege für seine Behauptungen lieferte Chamenei nicht. Verlautbarungen von angeblich in Brand gesteckten Moscheen oder brennenden Koranen werden vom herrschenden Klerus in Iran immer wieder ins Feld geführt, um Protestbewegungen zu torpedieren und die eigene Anhängerschaft zu mobilisieren. Die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo meldete am Sonntag, dass es bei den Protesten bisher 133 Todesopfer gegeben hat. Mindestens 41 Tote habe demnach allein die gewaltsame Niederschlagung der Proteste vom Freitag in der Stadt Zahedan in der Südostprovinz Sistan-Belutschistan gefordert. 

Polizeiangriff auf Studierende von Scharif-Universität

Die durch den Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September ausgelöste Volksrevolte gegen die Entrechtung der Frauen und die allgemeine Unterdrückung in der Islamischen Republik dauert unterdessen den 17. Tag in Folge an – trotz der Anstrengungen des Regimes, sie brutal niederzuschlagen. Seit Samstag läuft zudem ein zweiter Generalstreik, an dem sich Studierende zahlreicher Universitäten, darunter in Yazd, Maschhad und Schiras beteiligen. In der iranischen Hauptstadt Teheran sind Sicherheitskräfte am Sonntagabend mit Tränengas, Knüppeln und Gummigeschossen gegen Studierende der Scharif-Universität vorgegangen. Dabei wurden offenbar auch mehrere Professoren der renommierten Hochschule verprügelt, berichtete unter anderem die iranische Zeitung Emtedad auf Telegram. In sozialen Medien war von einem Polizeiangriff und „bürgerkriegsähnlichen“ Zuständen die Rede, Polizisten und Milizen schossen mit scharfer Munition um sich und riegelten den Campus in der Nacht zu Montag ab. Die iranischen Medien wiesen diese Berichte als übertriebene Stimmungsmache gegen das System zurück. Der Unterricht wurde bis auf Weiteres eingestellt.