Am Samstag findet in Düsseldorf eine zentrale Demonstration gegen den türkischen Angriffskrieg in Kurdistan statt. Zu der Demonstration wird im gesamten Bundesgebiet sowie in Belgien und den Niederlanden mobilisiert. Beginn ist um 12 Uhr vor dem DGB-Haus.
In dem Aufruf kurdischer und internationalistischer Organisationen heißt es:
Defend Kurdistan – Defend the Revolution!
Seit dem 17. April 2022 greift die Türkei massiv die kurdischen Gebiete im Nordirak und Rojava (Nord- und Ostsyrien) an. Tag für Tag weitet der türkische Staat seinen Krieg auf immer weitere Gebiete aus. Wieder erreichen uns Meldungen, dass die Türkei chemische Waffen in Südkurdistan eingesetzt hat. Der Angriff auf die Berge ist ein Angriff auf das Herz der Guerilla. Die Guerilla der PKK ist die Versicherung für die Revolution in Rojava. Sie hindert den türkischen Staat daran, seine gesamte Armee in Syrien einsetzen zu können. Es ist kein Zufall, dass Kobanê in Rojava parallel zum Angriff der Türkei auf Südkurdistan (Nordirak) massiv mit Artillerie und Drohnen angegriffen wird.
Warum beteiligen sich Deutschland und die NATO?
Ein Blick in die Geschichte des türkischen Kriegs gegen die Kurd:innen zeigt, dass die Genozidpolitik des türkischen Staates eine lange Kontinuität bis in die heutige Zeit hinein hat, unabhängig von der Existenz der Guerilla oder der demokratischen Selbstverwaltung in Rojava. Was ist also der eigentliche Grund für die Angriffe? Warum beteiligen sich die NATO und vor allem Deutschland durch ihre finanzielle und politische Unterstützung sowie Waffenlieferungen als Komplizen an einem Völkermord? Und warum schweigt der Rest der Welt so ohrenbetäubend?
Die neoosmanischen Ambitionen Erdogans, aus denen Territorialansprüche erwachsen, sind ein wichtiger Grund für den Angriff. Außerdem steht die Guerilla in Südkurdistan zwischen der Türkei und den Ölquellen im Irak. Die Türkei, bisher eher ein Energietransitland, will unbedingt auch am Rohstoffreichtum ihrer Nachbarn teilhaben. Das ist auch einer der Gründe für ihr regelmäßiges Aneinandergeraten mit Griechenland. Diese Machtpolitik um Territorium und Ressourcen ist eng verwoben mit einer Ideologie, die eine legitimatorische Funktion für die Politik der Türkei erfüllt. Diese Ideologie des Neoosmanismus hat den Ausbau des Patriarchats mit all seinen antidemokratischen Implikationen zum Kern. Es kann nicht überschätzt werden, wie wichtig es für diese Ideologie ist, ihre demokratische Systemkonkurrenz in der Nachbarschaft zu bekämpfen.
Ein Angriff auf die Revolution der demokratischen Moderne
Die Angriffe der Türkei sind vor allem Angriffe auf die Revolution der demokratischen Moderne. Das Paradigma der PKK, der demokratische Konföderalismus, steht für Geschlechterbefreiung, radikale Demokratie und ein Leben und Wirtschaften nach ökologischen Prinzipien. Dadurch sind im Nahen Osten antipatriarchale Strukturen entstanden, in denen Frauen vollumfänglich gleichberechtigt an allen Entscheidungen und Prozessen beteiligt sind. In Rojava sind Strukturen entstanden, in denen Bevölkerungsgruppen, die seit Generationen gegeneinander aufgehetzt wurden, heute friedlich und gleichberechtigt in einem demokratischen System, das über Räte allen demokratische Mitbestimmung ermöglicht, zusammenleben.
Gemeinsame Werte verteidigen
Die PKK lehnt Nationalismus, Sexismus, instrumentalisierte Religion, Macht und Hierarchie radikal ab, ebenso wie sie den Nationalstaat und seine Institutionen als Machtinstrumente des kapitalistischen Systems ablehnt. Das sind die Werte, welche die Revolution in Kurdistan zu einer Inspiration gemacht haben für Menschen in der gesamten Welt, die sich für Geschlechterbefreiung, Antikolonialismus, Demokratie und Klimagerechtigkeit einsetzen. Und es sind diese Werte, die dem System ein Dorn im Auge und der Grund sind, warum Kurdistan zur Zeit von allen Seiten brutal angegriffen wird. Gegen Antikapitalist:innen und Feminist:innen stehen europäische Demokratien und Diktatoren des Nahen und Mittleren Ostens zusammen.
Lasst uns gemeinsam gegen die Angriffe auf die Revolution in Kurdistan und das System, das für diese Angriffe verantwortlich ist, protestieren. Lasst uns die Werte unserer gemeinsamen Kämpfe verteidigen! Lasst uns gemeinsam die Revolution der demokratischen Moderne gegen das kapitalistische System verteidigen! Lasst uns gemeinsam kämpfen gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörung unserer Lebensgrundlage! Kommt mit uns am Samstag, dem 30.April, in Düsseldorf auf die Straße.
Aufrufende Organisationen
Zu der Demonstration rufen Defend Kurdistan, Kon-Med (Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland), YJK-E (Verband der Frauen aus Kurdistan in Deutschland), Women Defend Rojava, RiseUp4Rojava, Interventionistische Linke, Ende Gelände, AZADÎ und Gemeinsam Kämpfen für Selbstbestimmung und Demokratische Autonomie auf.