Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen weitere IS-Rückkehrerin

Die Fränkin Emilie R. soll 2014 mit dem Dortmunder Dschihadisten Lucas G. nach Syrien gereist sein, um sich dem IS anzuschließen. Dafür soll sie sich nun vor Gericht verantworten.

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen eine Deutsche erhoben, die Mitglied der Terrororganisation „Islamischer Staat“ gewesen sein und weitere Mitglieder angeworben haben soll.  Emilie R. aus Nürnberg sei hinreichend verdächtig, sich bereits als Jugendliche und als Heranwachsende mitgliedschaftlich für die Dschihadistenmiliz betätigt zu haben. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheidet nun der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf.

Seit 2013 soll Emilie R. Anhängerin des Salafismus sein. Im Juni 2014 heiratete sie nach islamischem Ritus den Dortmunder Dschihadisten Lucas G., einen Monat später reisten beide von Deutschland über die Türkei ins „Kalifat“ nach Syrien. Während G. Dienste in verschiedenen „Kampfeinheiten der Organisation“ versah, sorgte die Angeschuldigte für den Haushalt und die gemeinsamen Kinder, erklärte die Bundesanwaltschaft. Hierfür habe die Familie Alimentierungen vom IS erhalten.

Zusammen mit ihrem Ehemann soll Emilie R. zudem den Gebrauch von Schusswaffen trainiert haben, um nötigenfalls selbst aktiv für den IS kämpfen zu können. Gegenüber anderen Vereinigungsmitgliedern hätte sich das Paar außerdem bereit erklärt, in Deutschland einen Selbstmordanschlag zu begehen. „Das Vorhaben wurde aber letztlich nicht weiterverfolgt“, so die Bundesanwaltschaft- Zu den Anwerbeversuchen für den IS teilte die Behörde mit, dass die Fränkin sich bemüht habe, insbesondere Mädchen und Frauen in Deutschland zu einer Ausreise nach Syrien zu bewegen. Dazu habe sie Ratschläge erteilt, wie eine solche Ausreise sowie eine Heirat mit IS-Söldnern zu bewerkstelligen sei.

Rückkehr und Untersuchungshaft

Im Februar 2019 ergaben sich Emilie R. und Lucas G. mit ihren beiden Kindern nach ihrer Flucht aus der letzten IS-Enklave Baghuz den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). G. kam in ein Gefängnis im nordostsyrischen Autonomiegebiet, R. wurde zunächst in das Auffang- und Internierungslager Hol gebracht und später in das Camp Roj verlegt. Vergangenen März holte die Bundesregierung sie zusammen mit neun weiteren Frauen und ihren insgesamt 27 Kindern nach Deutschland. R. wurde noch am Flughafen in Frankfurt am Main festgenommen. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft.

Tausende IS-Mitglieder in Rojava interniert

Im Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien sind weiterhin Tausende IS-Mitglieder interniert. Die Türkei greift das Gebiet täglich an und untergräbt damit den Kampf gegen den IS. Die Autonomieverwaltung (AANES) fordert seit 2019 vergeblich eine Lösung unter internationaler Beteiligung, vor allem für die Kinder von IS-Eltern. Im berüchtigten Internierungslager Hol wächst derzeit eine neue Generation des IS heran.