Im September letzten Jahres erschien die Biographie von Ivana Hoffmann (Nom de Guerre: Avaşîn Têkoşîn Güneş). Nun organisiert Young Struggle eine Lesereise in verschiedene Städte. Am Freitag fand eine Lesung im Hamburger Schanzenviertel im Verein von AGIF (Almanya Türkiyeli Işciler Federasyonu, Föderation der Arbeitsimmigrant/innen aus der Türkei in Deutschland e.V.) statt.
Ivana Hoffmann aus Duisburg verlor ihr Leben am 7. März 2015 bei der Verteidigung von Rojava gegen den „Islamischen Staat” (IS) in dem kleinen assyrischen Dorf Til Nasri (aramäisch Waltoo). Obwohl erst 19 Jahre alt, war sie schon seit 2012 in der KGÖ, der Kommunistischen Jugendorganisation, organisiert. Die beiden Vertreter:innen von Young Struggle lesen aus den Kapiteln des Buches über Ivanas Leben, dazu werden Fotos gezeigt. Ivana wird vor den Zuhörer:innen wieder lebendig: Eine junge und mutige Frau, lesbisch, schwarz, aus der Arbeiterklasse, und voller positiver Energie.
Es wird deutlich, wie sehr Ivana Hoffmann für die Revolution und für die Befreiung der Frauen brannte, wie unkonventionell und wild sie war. Als sie von der Revolution in Rojava, von den kämpfenden Frauen hörte, war sie nicht mehr zu bremsen. Sie wollte Teil davon sein.
Ihr Weg führte sie zuerst in die Berge Kurdistan, in die Akademie „Hüseyin Demircioğlu“. Diese Akademie war 2010 in den Medya-Verteidigungsgebieten von der MLKP mit Hilfe der PKK aufgebaut worden. Typisch Ivana, sie erstarrte nicht vor Ehrfurcht, sondern nahm erst einmal den Kommandanten auf den Arm, indem sie sagte, sie wollte doch eigentlich ganz woanders hin. Als man ihr sagte, man werde sich darum kümmern, lachte Ivana lauthals und klärte auf, dass es ein Witz war. Natürlich wollte sie genau dorthin.
Unzählige Menschen inspiriert
Die beiden Lesenden erklären den Zuhörer:innen auch Hintergründe, die Revolution in Rojava, Frauenbefreiung, warum linke Organisationen sagen, die Gefallenen seien unsterblich, obwohl sie Materialist:innen sind. Ivana Hoffmanns Kampf steht für diese Unsterblichkeit. Zu ihrer Beerdigung kamen Tausende Menschen, unzählige wurden von ihr inspiriert. So berichtet auch eine Zuhörerin, es sei Ivanas Vorbild gewesen, das sie dazu brachte, sich zu organisieren und eine Frauengruppe aufzubauen.
Besonders berührend ist auch die Beschreibung der Szenen, als Ivanas Mutter Ela Hoffmann mit Freund:innen den Sarg an der türkischen Grenze zu Rojava abholt. Der Schrei einer Mutter, die den Leichnam ihrer Tochter sieht, die Solidarität der Menschen in Rojava und Bakur, dem Westen und Norden des viergeteilten Kurdistans. Der Brief der Mutter an ihre Tochter: „Jetzt stehe ich bei den Veranstaltungen und halte die Fahne, die du gehalten hättest. Mein Kind, ich habe so lange gebraucht, um zu verstehen, warum du gegangen bist. Aber mittlerweile habe ich verstanden. Du hast etwas gegeben, weil du an etwas geglaubt hast und weil dir die Freiheit wichtiger war als dein eigenes Leben. Trotzdem verfluche ich, dass du nicht mehr da bist. Aber ich bin auch stolz auf dich.“
Weitere Lesungen:
Kiel: 7. Mai, 18 Uhr - Die Pumpe, Hassstraße 22, 24103 Kiel
Leipzig: 13. Mai, 18 Uhr - Ort auf Anfrage
Dessau: 14. Mai, 16 Uhr - Ferdinand-von-Schill-Straße 23, 06844 Dessau-Roßlau
Berlin: 15. Mai, 16 Uhr - Bavul Café, Annenstraße 13, 10179 Berlin