„Jeder, der türkische Waren kauft oder Urlaub in der Türkei macht, unterstützt indirekt den Krieg, den die Türkei gegen die Völker in Nordsyrien führt.“ Mit diesen Worten rief der europaweite kurdische Dachverband KCDK-E letzten November Menschen weltweit dazu auf, sich an der Kampagne Boycott Turkey zu beteiligen. Initiiert worden war die Kampagne mit dem Beginn des Angriffskrieges der Türkei gegen die selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens am 9. Oktober 2019 von Aktivist*innen in Südkurdistan. Es findet jedoch weltweit eine Beteiligung an der Kampagne statt - insbesondere durch einen Tourismusboykott und Blockadeaktionen gegen türkische Fluglinien. An mehreren Universitäten in Europa wird außerdem ein akademischer Boykott gefordert.
Auch in den skandinavischen Ländern beteiligen sich Rojava-Initiativen und Solidaritäts-Komitees aktiv an der Kampagne. In Finnlands Hauptstadt Helsinki besuchten Aktivist*innen letztes Wochenende die Reisemesse Matka Nordic Travel Fair und verteilten Flugblätter. Mit 60.000 Besucher*innen ist die Messe die größte ihrer Art in Nordeuropa. Folglich stieß die Flyer-Aktion auf eine große Resonanz.
Vertreten war auf der Reisemesse auch die türkische Reisegesellschaft Turkish Airlines. Das Unternehmen ist eine teilstaatliche Fluggesellschaft und eng mit dem AKP-Regime verbunden. Ein Großteil der Belegschaft zeigt mit exzessiv zur Schau gestellten Militärgrüßen und entsprechenden Bildern in sozialen Netzwerken seine Sympathie mit der Politik des türkischen Regimechefs Recep Tayyip Erdoğan und dem Angriffskrieg auf Rojava.
Während die Messebesucher*innen vor dem Stand von Turkish Airlines einer Werbeansprache zum Kauf eines Ferienhauses in der Türkei lauschten, wurden ihnen Flugblätter mit dem Titel „Urlaub in der Türkei” überreicht. Was wie eine gewöhnliche Reisebroschüre aussah, war der Kampagnen-Flyer „Boycott Turkey”. Der Inhalt: der türkische Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien, die Unterdrückung des kurdischen Volkes in der Türkei, die Repression gegen Journalist*innen und die Menschenrechtslage im Land. Verteilt wurden die Flugblätter auch außerhalb der Messehallen.
Die Aktion wurde vom Messepublikum größtenteils positiv aufgenommen. Einige Besucher*innen gaben an, Produkte aus der Türkei und Urlaub in dem Land bereits zu boykottieren. In Finnland läuft die Kampagne seit Anfang Dezember und legt den Schwerpunkt auf finnische Textil- und Bekleidungshersteller, die ihre Produkte in der Türkei produzieren lassen, Tourismusanbieter und Rüstungshersteller, die die Türkei mit Waffen beliefern. Informationen zur Kampagne (nur auf Finnisch erhältlich) sind unter turkkiboikottiin.net zu finden.