Bielefeld: Das Recht auf Organisierung verteidigen

Nach der gestrigen Durchsuchung des kurdischen Vereins in Bielefeld hat am Abend eine Spontandemonstration stattgefunden. Der kurdische Dachverband NAV-DEM verurteilt die fortgesetzte Kriminalisierung.

In Bielefeld ist am Morgen des 3. Juli das Demokratisch-Kurdische Gesellschaftszentrum (DKTM) von der Polizei durchsucht worden. Die Polizei hat sich um 6.00 Uhr gewaltsam Zugang zu den Räumlichkeiten verschafft und zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt, darunter Bücher, Transparente, Fahnen und Bilder.

Ayten Kaplan, Ko-Vorsitzende des kurdischen Dachverbands NAV-DEM, erklärte zu der Razzia in Bielefeld: „Die Zeitabstände zwischen den Razzien in unseren Mitgliedsvereinen werden immer kürzer. Erst vor wenigen Wochen sind in Berlin die Räumlichkeiten von NAV-DEM und dem kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit Civaka Azad durchsucht worden. Die Bundesregierung führt derzeit geradezu einen Feldzug gegen kurdische Organisationen in Deutschland. Die Kriminalisierung der Kurdinnen und Kurden in Deutschland steht der des türkischen Staates in nichts nach. Wir verurteilen diese Praxis in aller Deutlichkeit.”

Spontandemonstration und Pressekonferenz

Am Abend desselben Tages fand eine spontane Solidaritätsdemonstration mit dem DKTM-Bielefeld statt, zu der sowohl kurdische Vertreter als auch verschiedene linke Organisationen in der Stadt aufgerufen hatten. An der Demonstration, die von der Bielefelder Innenstadt bis zum Verein verlief, nahmen rund 150 Personen teil.

Nach der Demonstration gaben die Vertreter des betroffenen Vereins, die beiden Vorsitzenden des größten kurdischen Dachverbands in Deutschland NAV-DEM und Barbara Schmidt als Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Bielefelder Rat eine Pressekonferenz und stellten sich den Fragen der Journalist*innen. Ayten Kaplan erklärte, dass hinter der Kriminalisierungspolitik der Bundesregierung die deutsch-türkischen Interessensbeziehungen stecken. Tahir Köcer, der zweite Ko-Vorsitzende von NAV-DEM, machte darauf aufmerksam, dass viele Kurdinnen und Kurden aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen sind, weil sie in ihrer Heimat verleugnet und verfolgt wurden. „Doch nun machen sie auch hier dieselben Erfahrungen, die sie zu dieser Flucht zwangen”, so Köcer.

Zum Schluss bedankten sich beide NAV-DEM Vorsitzenden für die Solidarität, die sie nach der Razzia in Bielefeld erfahren hatten. „Wir rufen dazu auf, diese Solidarität mit den kurdischen Gesellschaftszentren aufrechtzuerhalten und das Recht auf Selbstorganisierung der Kurdinnen und Kurden in Deutschland zu verteidigen”, so die Ko-Vorsitzenden.