Berhev: „Wir streiten – kommt auch zum Streitgespräch“

Unter dem Motto „Wir streiten – kommt auch zum Streitgespräch“ findet im Rahmen des 32. Internationalen Kurdischen Kulturfestivals eine Veranstaltung in Frankfurt am Main statt.

Veranstaltung in Frankfurt

In Kurdistan existiert eine Musikkultur, die den Namen Berhev trägt. Zwei Musiker:innen befinden sich, während sie Saz spielen, im Wettstreit. Die Zuhörer:innen entscheiden mit ihrem Applaus, wer ihrer Meinung nach besser argumentieren konnte. Die Themen, über die gestritten wird, sind vielfältig.

Am 19. September wird im Rahmen des 32. Internationalen Kurdischen Kulturfestivals, das am 21. September in Frankfurt am Main stattfindet, ein solcher Berhev-Abend veranstaltet. Dieses Mal wird die Kunstform des Berhev in ein politisches Streitgespräch umgewandelt, für das Politiker:innen, Journalist:innen und Frauenrechtsaktivistinnen eingeladen wurden. 

Jeweils drei von ihnen werden sich gegenüber sitzen und eine These aufwerfen. Die anderen drei sollen mit Gegenargumenten darauf reagieren. Dabei soll Berhev auch künstlerisch gestaltet werden, sodass eine trockene und langweilige Politikdebatte vermieden wird. An dem Berhev nehmen Tim Krüger, freier Journalist, Dr. Müslim Örtülü, Politikwissenschaftler, Ayfer Özdoğan, TV-Moderatorin und Journalistin, Şilan Ergün, Ökonomin, und Gülistan Ateș, Sprecherin der Öffentlichkeitsarbeit vonFED-GEL. Die Moderation werden Ayten Kaplan und Yilmaz Pêşkevin Kaba übernehmen.

Die Veranstalter:innen laden mit folgenden Worten zu dem Berhev ein:

In einer Zeit, in der staatliche Krisen, Kriege, Terror, der politische Islam und ökologische Veränderungen unsere Gesellschaft bedrohen, wächst der Nährboden für rechte Ideologien. Hass, Diskriminierung, Ausgrenzung, Kriminalisierung, Vertreibung und Tod dominieren die Medien und prägen das gesellschaftliche Klima. Diese Spannungen werfen die dringende Frage auf: Welche politischen und gesellschaftlichen Alternativen gibt es, um Freiheit, Gleichberechtigung und Frieden zu fördern?

Eine mögliche Antwort hat Abdullah Öcalan in seinen Schriften zur Verteidigung aufgezeigt: den sogenannten „Dritten Weg“. Dieser Weg bietet eine Alternative zum herrschenden System, indem er eine gesellschaftliche Selbstverwaltung durch ein demokratisches, ökologisches und auf Frauenbefreiung ausgerichtetes Gesellschaftsmodell etabliert. Dieses Paradigma fordert ein Leben in Koexistenz, in dem ethnische und religiöse Unterschiede als Bereicherung und nicht als Bedrohung angesehen werden.

Im Rahmen einer besonderen Panel-Veranstaltung möchten wir diese unterschiedlichen Sichtweisen aufgreifen und vertiefend diskutieren. Anstelle einer klassischen Debatte werden die Panelist:innen ihre Standpunkte in einer Form präsentieren, die an die alte kurdische Musiktradition angelehnt ist, wo nicht einfach diskutiert, sondern mit Streit ähnlichen Elementen um die Wahrheit gerungen wird.

Das Panel wird dabei in zwei Gruppen aufgeteilt:

Die demokratische Moderne, vertreten von Frauen, die sich für eine gesellschaftliche Selbstverwaltung und alternative Lösungen starkmachen.

Die kapitalistische Moderne, vertreten von Männern, die die dominierenden kapitalistischen und hegemonialen Systeme repräsentieren.

Wir laden euch herzlich ein, an dieser einzigartigen Veranstaltung teilzunehmen, mitzudiskutieren und die unterschiedlichen Standpunkte zu reflektieren. Gemeinsam wollen wir die aktuelle Lage der kurdischen Gesellschaft beleuchten, die oft kriminalisiert und ausgegrenzt wird. Welche Rolle spielt sie in der globalen Politik, und warum wird sie als Volk oft nicht anerkannt?

Seid dabei, wenn wir gemeinsam darüber sprechen, wie wir leben wollen und welche Zukunft wir gestalten können. Die Veranstaltung am 19. September in der Goethe-Universität Frankfurt (Mertonstr. 26) beginnt um 19.00 Uhr im Festsaal des Studierendenhaus (Raum101).