Autor Thomas Schmidinger Einreise in die USA verweigert

Thomas Schmidinger darf nicht in die USA einreisen. Dort wollte er auf einer Rundreise sein Buch „Kampf um den Berg der Kurden“ vorstellen, in dem es um den türkisch besetzten Kanton Efrîn in Nordsyrien geht. Wir haben mit ihm gesprochen.

Der österreichische Politikwissenschaftler, Sozial- und Kulturanthropologe und Autor mehrerer Bücher über Kurdistan, Thomas Schmidinger, wurde heute in Amsterdam daran gehindert, einen Anschlussflug nach Minneapolis wahrzunehmen, wo er sein Buch über Efrîn vorstellen wollte. Auf seiner Facebook-Seite hatte er geschrieben:

„Das heißt, dass ich - wohl wegen meiner Forschungen und humanitären Aktivitäten - ein Einreiseverbot in den USA habe. Eine offizielle Begründung gab es nicht und selbst der Beamte wirkte sehr erstaunt. Jedenfalls muss ich die Buchvorstellungen meines Afrin-Buches in den USA nun absagen, bleib auf den Kosten von Flug und Hotels vermutlich sitzen und versuche gerade meine Rückreise nach Österreich zu organisieren, die auch nicht von der Fluglinie übernommen wird."

Wir haben mit Thomas Schmidinger über die Vorkommnisse gesprochen.

Herr Schmidinger, was waren Ihre Pläne für die USA?

Ich war an drei wichtigen amerikanischen Universitäten und in drei Buchhandlungen in Minnesota, Berkeley, San Francisco, Philadelphia und New York eingeladen, die englische Übersetzung meines Buches über Efrîn, „Kampf um den Berg der Kurden“, vorzustellen.

Waren Sie schon zuvor in den USA gewesen und hat es dort Probleme gegeben?

Ich war mehrmals für wissenschaftliche Konferenzen in den USA und hatte 2010/2011 ein einjähriges Research Fellowship an der University of Minnesota. Zuletzt war ich im Herbst 2018 auf einer Konferenz an der University of Rhode Island. Damals wurde ich wegen meiner irakischen Stempel im Pass genau befragt, hatte aber keinerlei ernsthafte Probleme. Ich hatte damals sogar ein zehn Jahre gültiges „Multiple Entry“-Visum bekommen.

Gibt es Einreiseverbot gegen Sie? Mit welcher Begründung wurden Sie an der Weiterreise gehindert?

Nein, es gibt kein offizielles Einreiseverbot des State Department. Das wurde mir heute noch einmal telefonisch von der US-Botschaft in Wien versichert. Dass ich in Amsterdam nicht in den Flieger durfte, war ausschließlich eine Entscheidung des „Department of Homeland Security“[1] und wurde nicht begründet. Selbst die Botschaft in Wien wusste nicht warum.

Wie werden Sie nun mit der Einladung umgehen, welche Schritte haben Sie unternommen, um die Begründung für das Einreiseverbot aufzuklären?

Ich bin noch auf der Heimreise und muss erst einmal mit dem Zug wieder nach Wien kommen. Selbstverständlich werde ich eine offizielle Anfrage nach einer Begründung stellen und versuchen über die Botschaft eine Aufhebung zu erwirken. Mich würde der Grund sehr interessieren, insbesondere ob andere Geheimdienste von US-Verbündeten dabei eine Rolle gespielt haben.

Was sagen Ihre Gastgeber in den USA?

Die Veranstalter meiner Vorträge sind selbstverständlich entsetzt. Wir müssen nun bis morgen klären, ob wir die Veranstaltungen ganz absagen oder über Skype abhalten. Es wird auch noch offizielle Proteste geben. Aber selbst wenn ich wieder einmal einreisen dürfte, ist diese Veranstaltungsreihe damit verhindert worden.

Vielen Dank für das Interview und gute Heimreise.


[1] Das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten  (auch: Heimatschutzministerium) ist ein im Jahr 2002 unter Eindruck der Terroranschläge am 11. September 2001 geschaffenes Ministerium der Vereinigten Staaten. Hauptaufgabe des Ministeriums mit Sitz in Washington, D.C. (Nebraska Avenue Complex) ist nach offiziellen Angaben der Schutz der US-amerikanischen Bevölkerung und des Staatsgebietes vor terroristischen und anderen Bedrohungen.