Atta: Erdoğan möchte seinen osmanischen Traum verwirklichen

Der Wissenschaftler Ahmet Atta erklärt, dass der türkische Staat in Nordostsyrien chemische Waffen eingesetzt hat. Zu den Plänen des AKP-Regimes in Libyen sagte er, dass Erdoğan seinen osmanischen Traum verwirklichen möchte.

Ahmet Atta ist als Regionalexperte zu Gast beim Middle East Forum in London. ANF sprach mit dem Wissenschaftler über die aktuellen Entwicklungen in Nord- und Ostsyrien. Atta bestätigte, dass der türkische Staat in Nordostsyrien chemische Waffen eingesetzt und der türkische Geheimdienst MIT große Mengen chemischer Waffen während des gesamten Krieges in die Region gebracht hat. Die Türkei habe bereits zuvor chemische Waffen in Syrien eingesetzt, sagt Atta und fährt fort: „2013 wurden türkische chemische Waffen in Khan al-Assal bei Aleppo eingesetzt und viele Zivilisten getötet. Dieser verbrecherische Angriff fand mit Unterstützung Katars statt.“

Zu den Plänen des AKP-Regimes in Libyen sagt Atta: „Erdoğan möchte seinen osmanischen Traum verwirklichen. Im Moment werden die Sultan-Murad-Brigade, al-Mutassim und Ahrar-al-Sharqiya darauf vorbereitet, nach Libyen entsandt zu werden. Durch die Sarradsch-Regierung will Erdoğan seine Macht in Afrika stärken, die Region besetzen lassen und Tripolis zu einem neuen Idlib machen.“

Wikileaks Dokumente belegen Chemiewaffeneinsatz

Die libysche Stadt Misrata stellt einen Brückenkopf für Erdoğan dar. Misrata war Schleusungspunkt von Dschihadisten über die Türkei nach Syrien und soll jetzt umgekehrt die gleiche Aufgabe übernehmen. Atta berichtet, dass der syrische „FSA“-Oberst Abdul Salam Humaidi bereits von Erdoğan nach Libyen entsandt worden sei. Humaidi war zuvor Kommandant des Militärrats von Aleppo und bildet nun Truppen der international anerkannten Muslimbruder-Regierung in Libyen aus. Atta erklärt weiter: „Erdoğan plant, dschihadistische Milizen nach Nord- und Ostsyrien zu entsenden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wieder chemische Waffen eingesetzt, so wie 2013 in den Dörfern bei Aleppo. Die chemischen Waffen wurden mit Hilfe des MIT nach Syrien gebracht. Das geschah mit Wissen Russlands. Diese Pläne wurden alle zwischen Russland und der Türkei abgesprochen.“

Er berichtet weiter, dass in Libyen chemische Waffen produziert werden und der syrische „FSA“-Oberst Humaidi die Produktion in Misrata koordiniere. Aus Wikileaks-Dokumenten gehe hervor, dass die Türkei bereits zuvor chemische Waffen in der Region eingesetzt habe.

Tausende Dschihadisten sollen nach Libyen geschickt werden

Rami Abdurrahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte berichtet, dass bereits eine bewaffnete Gruppe aus der syrischen Hazzm-Bewegung nach Libyen entsandt worden sei. Die Gruppen, die nach Libyen gebracht werden, hatten sich zuvor von der Hazzm-Bewegung getrennt und sich der protürkischen Sultan-Murad-Brigade und der Sultan-Süleyman-Shah-Brigade angeschlossen. Abdurrahman erklärte weiter: „Diese Gruppen bestehen mehrheitlich aus Turkmenen. Sie werden vom türkischen Staat mit Waffen und Geld versorgt. Bisher sind 300 Bewaffnete nach Tripolis entsandt worden. Das sind Gruppen, die für Erdoğans Interessen getäuscht wurden.“

Vergangene Woche wurde bereits berichtet, dass es ein Treffen zwischen der Kommandantur des türkischen Militärs und von Vertretern syrischer Milizen gegeben habe. Auf diesem Treffen hätten die Milizen den Befehl erhalten, sich auf den Abmarsch nach Libyen vorzubereiten. Die Kommandanten der Sultan-Murad-Brigade und der Al-Mutassim-Brigade nahmen den Befehl positiv auf. Etwa 1.000 Dschihadisten werden in der Türkei ausgebildet und warten auf ihre Entsendung nach Libyen. Die Dschihadisten sollten 2.000 Dollar Lohn erhalten. Der Lohn solle mit der Dauer des Aufenthalts in Libyen steigen.