Seit fast vier Wochen greift das türkische Militär gemeinsam mit seinen dschihadistischen Verbündeten das seit sechs Jahren selbstverwaltete Rojava im Norden Syriens an. Von Beginn an fanden weltweit Proteste gegen die völkerrechtswidrige Invasion statt. Besonders aktiv agieren Studierende gegen den Angriff auf Rojava und die damit einhergehenden Kriegsverbrechen. Universitäten werden besetzt, Studierende ziehen durch Vorlesungssäle, um über den Krieg zu informieren, und zahlreiche Studierendenausschüsse haben sich explizit gegen den türkischen Angriffskrieg und die Unterstützung europäischer Regierungen positioniert.
Der Allgemeine Studierendenausschuss der Alice-Salomon-Hochschule Berlin veröffentlichte folgende Stellungnahme:
Die ökologischen, demokratischen und feministischen Errungenschaften und der Sieg über den Islamischen Staat drohen verloren zu gehen. Einen maßgeblichen Anteil an der türkischen Invasion hat die Bundesrepublik Deutschland. Denn die Türkei war in diesem Jahr das Land, in welches Deutschland die meisten Waffen exportierte. Deutsche Waffen und deutsche Panzer sind aktuell im Krieg in Syrien im Einsatz und sorgen dafür, dass viele Menschen ihr Leben verlieren. Nach wie vor werden Gegner*innen Erdogans in der BRD kriminalisiert, verhaftet oder durch Abschiebung der Türkei ausgeliefert. Neben der wirtschaftlichen Kooperation läuft auch die wissenschaftliche Kooperation mit türkischen Unternehmen und Institutionen weiter.
Im Rahmen dieser Kooperationen wird hingenommen, dass Akademiker*innen die Türkei nicht verlassen dürfen, regimekritische Stimmen zum Schweigen gebracht werden, rassistische Angriffe auf Kurd*innen zur Norm werden und säkulare Dezent*innen und Wissenschaftler*innen entlassen werden und nicht mehr an Universitäten und Hochschulen lehren dürfen. Wir sehen es als Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) der Alice Salomon Hochschule Berlin als unsere Aufgabe, uns mit der Bevölkerung Rojavas und mit allen Aktivist*innen, die sich gegen die Taten der Erdogan Diktatur stellen, zu solidarisieren.
Wir fordern:
eine öffentliche Stellungnahme der Hochschulleitung zur türkischen Invasion in Rojava
den sofortigen akademischen Boykott der Türkei seitens der Alice Salomon Hochschule Berlin und somit den Abbruch der Partnerschaft zu der Anadolu University in Eskisehir, der Ankara Universitiy in Ankara, der Akdeniz University in Antalya, der Bahcesehir University in Istanbul, der Beykent University in Istanbul, der Hacettepe University in Istanbul, der Kültür University in Istanbul und der Maltepe University in Istanbul
Die aufgelisteten Universitäten oder ihre Rektor*innen veröffentlichen auf ihren offiziellen Webseiten und Social-Media Kanälen kriegsverherrlichende und nationalistische Inhalte und unterstützen somit offen die türkische Invasion. Auf die Webseiten könnt ihr ganz einfach über die ASH Webseite gelangen. Acht von neun der türkischen Universitäten treiben diese Propaganda voran.
Mit dem ASH Pre-Study Programm bereitet die Alice Salomon Hochschule Berlin Menschen mit Fluchterfahrung auf ein reguläres Studium im Bereich der Sozialen Arbeit vor. Jährlich nehmen zahlreiche Geflüchtete aus Rojava an diesem Programm teil und beginnen im Anschluss ihr Studium. Darüber hinaus studieren viele in Deutschland geborene Kurd*innen an der ASH. Der türkische Angriffskrieg ist nicht nur ein Angriff auf die Kurd*innen in Rojava, sondern auf alle Kurd*innen weltweit. Aufgrund dieser Tatsachen sehen wir die Alice Salomon Hochschule Berlin in der Pflicht, sich zu positionieren und auf unsere Forderungen einzugehen!
Außerdem solidarisieren wir uns mit den Aktivist*innen, die am Donnerstag, dem 24. Oktober 2019 das Sozialwissenschaften Institut der Humboldt Universität für sieben Stunden besetzt hielten, um gegen die türkische Invasion in Rojava zu protestieren. Auf Befehl von Präsidentin Sabine Kunst räumte die Polizei die Besetzung. Im Anschluss wurden Personalien aufgenommen und Strafanzeigen durch die Hochschulleitung gegen 16 Aktivist*innen wegen Hausfriedensbruch gestellt. Universitäten sind Räume der Studierenden. Hier werden Studierende, die ihren Raum als Ausdruck ihres politischen Protestes nutzen, kriminalisiert.
Zusätzlich fordern wir:
dass das HU Präsidium seine Anzeige gegen die 16 Aktivist*innen zurückzieht
ebenfalls von der HU den sofortigen akademische Boykott der Türkei
Bijî berxwedana Rojava! Lang lebe der Widerstand in Rojava!