Vor der US-Botschaft in Belgiens Hauptstadt Brüssel fand heute eine Protestaktion statt, zu der belgische, kurdische und internationale Organisationen aufgerufen hatten. Die Aktion richtete sich gegen den Krieg des türkischen Staates in Kurdistan und das Schweigen der internationalen Mächte. Seit dem 23. April greift die türkische Armee mit Unterstützung der NATO die Regionen Zap, Avaşîn und Metîna in der Autonomieregion Kurdistan-Irak (KRI) an. Die internationale Staatengemeinschaft ignoriert diesen offenen Bruch des Völkerrechts.
Internationales Schweigen fördert aber Erdoğans Aggression und Militarismus, heißt es in dem Aufruf zu der Kundgebung. Mitgetragen wurde die Veranstaltung vom kurdischen Verband NAV-BEL, ILPS (International League of Peoples' Struggle), HBDH (Vereinte Revolutionsbewegung der Völker), AIDL (Alliance internationale pour la défense des droits et des libertés), VREDE (Belgische Friedensorganisation), dem kurdischen Frauenverband YJK-B, dem Kurdischen Institut Belgien, der Antikriegsbewegung Resist US-led War und vom kurdischen Europaverband KCDK-E.
Die Kundgebung begann gegen Mittag vor der US-Vertretung am Boulevard du Régent, viele Menschen erschienen mit den Fahnen ihrer Organisationen, aber auch mit Transparenten, auf denen die Konterfeis von Abdullah Öcalan oder den PKK-Mitbegründern Cemil Bayık, Murat Karayılan und Duran Kalkan, gegen die eine US-Kopfgeldausschreibung vorliegt, zu sehen waren.
„NATO/USA: Hände weg von Kurdistan - Hände weg vom Nahen Osten!“
In einer Ansprache wies Davut Keskin im Namen von NAV-BEL darauf hin, dass sich bisher lediglich die Guerillaorganisationen der kurdischen Befreiungsbewegung gegen die türkische Invasion in Südkurdistan aktiv zur Wehr setzten. „Alle Kräfte Kurdistans müssen sich gegen die Besatzung erheben, ansonsten kann die Mauer des Schweigens nicht durchbrochen werden“, forderte der Politiker. In einer Erklärung von Resist US-led War wurde auf die „hegemonialen Interessen“ der USA und NATO in den Ländern in Nah- und Mittelost hingewiesen. Die Türkei habe als einziges Mitgliedsland der NATO in der Region eine geostrategische Bedeutung für die Sicherheitsinteressen und -pläne. Diese würden sich nicht nur auf Kurdistan beschränken, sondern beträfen alle Länder in der Region „und sogar Osteuropa“. Dem kurdischen Volk wurde „vollste Solidarität“ für seinen „legitimen Widerstand“ ausgesprochen. Mit weiteren Redebeiträgen und Solidaritätsbotschaften, unter anderem von internationalistischen Organisationen innerhalb der HBDH und aus Rojava endete die Kundgebung.
Titelfoto: Mazlum Dikmen