Am Antikriegstag, dem 1. September, fanden sich trotz Regen rund 100 Leute zu einer Performance gegen Aufrüstung und Militarisierung auf dem Gänselieselplatz in Göttingen zusammen. Ein Zusammenschluss aus antifaschistischen, sozialistischen und friedensbewegten Gruppen hatte dazu geladen. Auch das Göttinger Bündnis „Defend Kurdistan“ und die Initiative „Women Defend Rojava“ beteiligten sich an der Kundgebung.
Kriegsgegner:innen trugen eine als Soldatin verkleidete Genossin vom Platz, sie kippten einem gebastelten Panzer Zucker in den Tank, woraufhin dieser lange qualmte, und färbten die Hände von Verteidigungsminister Boris Pistorius und Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die in Form von Pappaufstellern anwesend waren, blutig rot. Das stellte nur einen Teil der aufwendig konzipierten Performance dar. Das Gänseliesel – ein zentraler Platz Göttingens – war durch Stände des antimilitaristischen Bündnisses eingenommen und auch eine Ausstellung zu Zwangsarbeiter:innen bei Rheinmetall lud zum Stehenbleiben ein.
Um 16 Uhr begann die Kundgebung mit rund 100 Anwesenden. Der Regen hielt sicherlich einige vom Kommen ab, doch ließen sich die Aktivist:innen davon nicht beirren. Redebeiträge vom Friedensforum und der ALI machten auf die derzeitige Militarisierung aufmerksam. Eine Aktivistin von Defend Kurdistan beschrieb eindrücklich die Verwicklungen des deutschen Staates in den Krieg in Kurdistan, zum Beispiel durch Abkommen mit der Türkei und Waffenlieferungen. Sie rief zur Organisierung auf und malte in roten Buchstaben „Jin jiyan azadî“ (Frau Leben Freiheit), die zentrale Parole der kurdischen Frauenbewegung, auf den Papp-Panzer.
Der Redebeitrag endete mit den ergreifenden Worten: „Wir müssen für eine ganz andere, eine bessere Welt kämpfen, eine Welt, in der sich die Menschen nicht als Feinde begegnen; sich nicht für die Interessen von Nationalstaaten und Kapitalist:innen einspannen lassen; sondern sich als Geschwister die Hände reichen. Eine Welt, wie sie uns die kurdische Freiheitsbewegung schon heute in Nord- und Ostsyrien vorlebt.“
Zum Schluss gab es eine Führung durch die Ausstellung zu Zwangsarbeit im Rheinmetallwerk in Unterlüss während des NS-Regimes: Emotional wurde das Leid und die Ausbeutung der überwiegend weiblichen Zwangsarbeiter:innen geschildert. Auch einige Passant:innen blieben stehen und hörten aufmerksam zu.
Das antimilitaristische Bündnis in Göttingen soll weiter bestehen bleiben. „Unser linker, antimilitaristischer Kampf ist unabdingbar verbunden mit dem Kampf gegen die Festung Europa und für offene Grenzen. Unser Feminismus heißt auch, gegen die herrschenden Männlichkeitsbilder und die Zurichtung zum Krieg zu sein“, heißt es in dem Aufruf. Die Aufrüstung der Bundeswehr und der NATO sowie Kolonialisierung und Klimazerstörung durch kapitalistische und nationalistische Kriege werden somit nicht tatenlos hingenommen.