Alevitisches Versammlungshaus mit Todesdrohungen beschmiert

In Istanbul sind die Räumlichkeiten eines alevitischen Kultur-und Versammlungshauses von Unbekannten mit Todesdrohungen beschmiert worden. Die Täter raubten auch den Inhalt einer Spendendose.

Im Istanbuler Stadtteil Sultanbeyli sind Unbekannte in der Nacht zu Sonntag in das Versammlungshaus (Cemevi) des alevitischen Kulturvereins PSAKD (Pir Sultan Abdal Kültür Derneği) eingebrochen und haben den Fußboden mit Kreuzen und Todesdrohungen beschmiert. Die Räumlichkeiten wurden verwüstet, außerdem raubten der/die Täter den Inhalt einer Spendendose.

Der Vorsitzende des Versammlungshauses vom PSAKD, Erdal Aksoy, gab gegenüber der alevitischen Nachrichtenagentur PIRHA an, es werde noch geprüft, ob es sich um einen Diebstahl oder eher doch um einen politisch motivierten Übergriff handelt. Hinterlassen wurden Schriftzüge mit dem Inhalt „Stirb” und „Es ist noch nicht vorbei”. Aus letzterem lasse sich im Grunde schließen, dass weitere Angriffe folgen werden, so Aksoy. Er ruft die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft auf, geschlossen gegen die Bedrohungen gegenüber Aleviten vorzugehen.

In der letzten Zeit häufen sich Anschläge, Diskriminierungen und politische Angriffe auf Aleviten, die von den türkischen Medien größtenteils ignoriert werden. Die Glaubensgemeinschaft steht unter hohem Assimilierungsdruck. In Sultangazi wurde erst vor wenigen Wochen die Wohnung einer alevitischen Familie markiert und mit dem Schriftzug „du wirst verrecken“ versehen. In Izmir ist Anfang Dezember das Haus einer alevitischen Familie mit einem roten X und dem Schriftzug „Verschwinde, Alevite“ gekennzeichnet worden.

Die Markierung von Häusern der Aleviten steht in der Geschichte der türkischen Republik vielfach in Zusammenhang mit Pogromen und Massakern an der Religionsgemeinschaft. Der Mob, der beispielsweise 1978 beim Pogrom von Maraş mordend und brandschatzend durch die Straßen lief, wusste durch die Kreuze an den Häusern genau, wo Aleviten wohnen und wer anzugreifen war.