Zweiter Todestag von Jina Mahsa Amini
Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) hat ihren Aktionsplan zum zweiten Todestag von Jina Mahsa Amini veröffentlicht. Die 22-jährige Kurdin starb am 16. September 2022 in Teheran, nachdem sie von der iranischen Sittenpolizei festgenommen und misshandelt wurde. Die TJK-E stellt ihre diesjährigen Aktivitäten unter das Motto „Nein zur Todesstrafe, Ja zum freien Leben“ und gab dazu folgende Erklärung ab:
Die „Jin, Jiyan, Azadî“-Philosophie wurde universell
Das patriarchale System und die von ihm verkörperte Struktur, die Nationalstaaten, üben weiterhin systematisch die Rolle des Unterdrückers, Herrschers und Zerstörer derjenigen, die sie nicht unterwerfen können, auf Frauen aus. Sie haben die Frauen gesellschaftlich, politisch und kulturell unsichtbar gemacht, indem sie sie zu Hause eingesperrt haben, und sie haben versucht, die Grenzen ihrer Freiheit zu bestimmen, indem sie die Frauen nach ihren eigenen Normen geformt haben. Diese Systeme, die die Frauen in die Grenzen des Verbotenen, Schändlichen und Sündigen einschließen, diktieren den Menschen die Vorstellung, zu gehorchen und damit gut zu leben. Gegen diese als staatliche Tradition bekannte Politik führen organisierte Frauen den Kampf der Völker an, indem sie ihre Selbstverteidigung Tag für Tag verstärken.
Vor zwei Jahren hat die Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei im Iran die Frauen auf die Straße gebracht und einen großen Aufstand gegen die Praktiken des iranischen Regimes ausgelöst. Dieser Widerstand begann in Ostkurdistan und im Iran und verbreitete sich in Wellen über die ganze Welt. Abdullah Öcalans „Jin, Jiyan, Azadî“-Philosophie wurde universell und zum Freiheitsmotto des Frauenkampfes in allen Sprachen. Im 21. Jahrhundert sind die „Jin, Jiyan, Azadî“-Aufstände Ausdruck des großen Einflusses des Frauenbefreiungskampfes auf globaler Ebene und haben einmal mehr die Rolle von Frauen in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gezeigt.
Um den von Frauen geführten Volkswiderstand in Ostkurdistan und im Iran zu unterdrücken, griff der Staat zu ungesetzlichen und unmenschlichen Mitteln, tötete Hunderte Menschen auf den Straßen und verhaftete und folterte Tausende. In den letzten zwei Jahren wurden unzählige Aktivistinnen und Aktivisten inhaftiert, gefoltert und zum Tode verurteilt.
Nein zur Todesstrafe, Ja zum freien Leben
Das Regime hat die Macht des Kampfes von Frauen um Freiheit und Identität erkannt und antwortet mit unmenschlichen Praktiken. Die Todesurteile gegen die Journalistin und Frauenrechtsverteidigerin Pakhshan Azizi und die Arbeitsrechtsaktivistin Sharifeh Mohammadi sind eine Folge davon und wurden von vielen internationalen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen scharf verurteilt. Die von der Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) gestartete Kampagne „Nein zur Todesstrafe, Ja zum freien Leben“ ist von großer Bedeutung und geht überall mit Aktionen, Unterschriftenkampagnen und Veranstaltungen weiter. Als TJK-E bekräftigen noch einmal, dass wir die Frauen, die sich für Arbeit, Gerechtigkeit und Frauenrechte einsetzen, nicht allein lassen werden und unseren Kampf gegen die Todesstrafe weiter verstärken werden. Wir rufen internationale Organisationen zum Handeln auf.
Auf dieser Grundlage gedenken wir erneut mit Liebe und Respekt aller Frauen, die wie Jina Amini von männlich-staatlicher Hand ermordet wurden. Wir sagen „Nein zur Todesstrafe, Ja zum freien Leben“ und rufen unser gesamtes Volk und insbesondere die Frauen auf, sich an den Aktionen zu beteiligen, die vom 12. bis 16. September in vielen europäischen Städten stattfinden werden.
Aktionsplan in Europa
Die TJK-E kündigte Aktionen in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Norwegen, Schweden, Niederlande, Italien, England und Finnland an. Im deutschsprachigen Raum sind ab heute und in den nächsten Tagen Aktivitäten an folgenden Orten und Zeiten geplant:
12. September 2024
München: 16 Uhr Karlsplatz/Stachus
13. September 2024
Zürich: 17.30 Uhr Rathaus, Limmatquai 55
Aurich: 15 Uhr Marktplatz
Hamburg: 17 Uhr Altona (vor Mercado)
Kiel: 16 Uhr Europaplatz
14. September 2024
Bremen: 15 Uhr Domshof
Hannover: 12.30 Uhr Forum am Jina Mahsa Amini Platz
Münster: 12 Uhr Hauptbahnhof
Köln: 14 Uhr Seminar im Allerwelthaus, Geiselstr. 3-5
Berlin: 17 Uhr Hermannplatz
Frankfurt a.M.: 14 Uhr Hauptwache
Düsseldorf: 14 Uhr DGB-Haus, Friedrich-Ebert-Straße
Hamburg: 18 Uhr Seminar, Altonaer Straße 63
16. September 2024
Stuttgart: 17 Uhr Herzog-Christoph-Denkmal/Schlossplatz