Aktionen zum Welt-Kobanê-Tag in vielen Städten

Wie in ganz Europa fanden auch in Deutschland und der Schweiz in vielen Städten Protestaktionen zum Welt-Kobanê-Tag statt. Die Aktivist:innen erinnerten an den Widerstand von Kobanê und protestierten gegen die Angriffe der Türkei auf Kurdistan.

Der 1. November gilt seit acht Jahren als Welt-Kobanê-Tag. Damals drohte Kobanê in die Hände des IS zu fallen. Weltweit gingen Menschen auf die Straßen und solidarisierten sich mit dem Widerstand in Kobanê. So wurde die Anti-IS-Koalition trotz offen bekundetem Desinteresse an Kobanê zum Eingreifen gezwungen und den YPG und YPJ gelang es, den IS Schritt für Schritt zurückzudrängen und ihm schließlich das Rückgrat zu brechen. Dieser Tag steht symbolisch für die Kraft internationaler Solidarität. Angesichts der türkischen Angriffe und Drohungen gegenüber Rojava ist diese Solidarität nötiger denn je. So gingen in vielen Städten, unter anderem in Berlin, Kassel, Frankfurt am Main und Zürich, Aktivist:innen am Dienstag auf die Straße.

Kundgebung in Berlin

Auf Aufruf des Frauenrats Dest-Dan und von Nav-Berlin fand am Abend eine Kundgebung am Alexanderplatz in Berlin statt. Die Menschen erinnerten an den Widerstand von Kobanê und protestierten gegen die türkischen Angriffe auf Rojava und die Medya-Verteidigungsgebiete. Dabei kritisierten sie insbesondere das internationale Schweigen zu den Chemiewaffenangriffen auf die kurdische Freiheitsbewegung.


Auf der Kundgebung ergriff die ehemalige HDP-Abgeordnete Besime Konca das Wort und warf den internationalen Mächten und insbesondere den europäischen Staaten aufgrund ihres Schweigens zum Einsatz verbotener Waffen durch die Türkei Doppelmoral vor.

Im Namen der AVEG-Kon erklärte Baki Selçuk, dass der 1. November, der Welt-Kobanê-Tag, das Ergebnis eines großen Widerstands sei: „Am 15. September 2014 griff der IS Kobanê an und wurde dank des Widerstands der YPG, der YPJ und der an der Revolution von Rojava beteiligten Kommunist:innen und Revolutionär:innen und dank der Opfer der Bevölkerung von Kobanê besiegt. Jeder Quadratmeter von Kobanê wurde durch einen 134 Tage andauernden Kampf zurückerobert. Das kann der faschistische Diktator Erdoğan heute genauso wenig verdauen wie damals.“ Selçuk stellte die aktuellen Angriffe, die Massenfestnahmen gegen die politische Opposition wie auch den von der Türkei unterstützten IS-Terror in diesen Zusammenhang.

Die Aktion endete unter Parolen wie „Es lebe der Widerstand von Kobanê“, „Es lebe der Widerstand der Guerilla“ und „Frau, Leben, Freiheit“.

Frankfurt am Main: Bürgermeisterin hält Eröffnungsrede

In Frankfurt am Main fand eine Kundgebung zum Welt-Kobanê-Tag statt. Am Römer versammelten sich Aktivist:innen dem Aufruf des Vereins Städtefreundschaft Frankfurt-Kobane, des Frauenrats Amara und des Kurdisches Gesellschaftszentrum Frankfurt (NCK) folgend. Die Kundgebung begann mit einem Auftritt der Band Koma Bezar.

Die Bürgermeisterin von Frankfurt, Nargess Eskandari-Grünberg (Bündnis 90 die Grünen), schickte ein Grußwort, in der sie den Widerstand von Kobanê würdigte und die Notwendigkeit, die Beziehungen zwischen den beiden Städten weiter zu stärken, unterstrich. Eskandari wies auch darauf hin, dass die Frauen, die heute in Kobanê Widerstand leisten, eine Hoffnung und ein Beispiel für Frauen an vielen Orten sind, insbesondere im Iran, und dass dadurch der Weg für Frauen geebnet worden sei, den Aufstand im Iran anzuführen.

Michael Müller, Stadtverordneter der Linkspartei im Römer, und Martin Huber, Stadtverordneter der Partei Volt, ergriffen ebenfalls das Wort und bekundeten ihre Unterstützung für den Widerstand in Kobanê. Außerdem wurden Botschaften im Namen des kurdischen Frauenbüros für Frieden Cenî und von Kongra Star verlesen.

Demonstration in Kassel


Zur gleichen Zeit fand auch in Kassel vor dem Hauptbahnhof eine vom Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum organisierte Demonstration statt. Die Aktivist:innen verurteilten die türkischen Chemiewaffenangriffe und solidarisierten sich mit dem Widerstand in Ostkurdistan und im Iran, indem sie Bilder der von der iranischen Sittenpolizei ermordeten Jina Amini trugen.

Fackeldemonstration in Zürich

In der Schweizer Stadt Zürich hatten das Rojava-Komitee und die Frauenbewegung YJK-S zu einer Demonstration aufgerufen. Internationalist:innen vom Revolutionären Aufbau, der Freundschaftsgruppe mit Kuba und von Defend Kurdistan unterstützten den Protest. In einer Erklärung der Aktivist:innen hieß es: „Am Welt-Kobanê-Tag auf die Straße zu gehen, bedeutet für uns, dass wir auch gegen die Giftgasangriffe der türkischen Armee protestieren. Zehn Jahre sind seit dem Beginn der Revolution von Rojava vergangen, acht Jahre seit der Befreiung von Kobanê von der Barbarei des IS. Nun ist es an der Zeit zu zeigen, dass der Widerstand überall ist.“


Mit Hinweis auf die Chemiewaffenangriffe hieß es, dass bisher über hundert Kämpfer:innen durch deren Einsatz gefallen seien: „Die Guerilla gab kürzlich den Tod von 17 weiteren Kämpfer:innen durch Giftgas bekannt und veröffentlichte Videomaterial. Westliche Institutionen wie die UN oder die OPCW schweigen, weil der Westen strategische Interessen an der Partnerschaft mit der Türkei hat. Die Türkei bleibt ein wichtiges Investitionsland für westliches Kapital und ist von großer geopolitischer Bedeutung. Die Türkei dient als Grenzschutz gegen Flüchtlinge und ist daher ein wichtiger Faktor für die Europäische Union. Aber auch auf den Straßen unserer Städte war es in den letzten Monaten sehr ruhig. Erheben wir also gemeinsam unsere Stimmen und kämpfen wir am Welt-Kobanê-Tag gegen das Schweigen und die Komplizenschaft der westlichen Länder!“

Die Demonstration endete mit einem Konzert auf dem Helvetiaplatz. Der Revolutionäre Aufbau machte erneut seine Kampagne für Gasmasken für die Guerilla bekannt. Die Aktivitäten zum Welt-Kobanê-Tag gehen am 5. November mit einer zentralen Demonstration in Basel weiter.