Politische Gefangene in Adana misshandelt

Gefangene, die in Adana wegen des Todes der im Hungerstreik verstorbenen Musikerin und Aktivistin Helin Bölek protestierten, wurden vom Aufsichtspersonal angegriffen und mit Schlägen und Tritten misshandelt.

Gewalt und Repression gegen politische Gefangene gehören zur Tagesordnung in türkischen Gefängnissen. Eines dieser Gefängnisse ist die F-Typ-Haftanstalt Kürkçüler in Adana. Dort wurden die Gefangenen nach Protesten aufgrund des Todes der Musikerin Helin Bölek, einem Mitglied der sozialistischen Band Grup Yorum, die Anfang April nach einem 288-tägigen Hungerstreik gegen die staatliche Repression verstarb, von den Wächtern misshandelt. Emine Aydın, Mutter von Fatih Özgür Aydın, einem der vier Betroffenen, konnte mit ihrem Sohn am Telefon über den Übergriff am 4. April sprechen.

Die Wächter traten 70-Jährigem ins Gesicht

„Da mein Sohn gegen den Tod von Helin Bölek protestierte, stürmten Wächter am 4. April seine Zelle und schlugen ihn”, berichtet Aydın. „Er befindet sich mit drei weiteren Gefangenen, mit Fikret Kara, Umut Gündüz Altun und dem 70-jährigen Sezai, in einer Zelle. Die Wachen holten den 70-Jährigen aus dem Bett und schlugen ihn. Alle Zelleninsassen wurden auf den Boden geworfen, ihnen wurde gegen den Kopf und ins Gesicht getreten. Es wurde versucht, ihnen die Arme zu brechen. Mein Sohn sagte mir, sein Gesicht sei vollkommen zugeschwollen.“

Keine Desinfektion – Kein Waschwasser

Aydın gibt an, dass ihr Sohn unter Morbus Crohn leide, seine Behandlung aber unterbrochen wurde. „Statt ihn freizulassen, werfen sie ihn auf den Boden der Zelle und greifen ihn an“, sagt Emine Aydın und betont, dass es auch keine ausreichenden Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 gebe. Die Zellen seien nicht einmal desinfiziert worden und Waschwasser gebe es praktisch auch nicht. Sie fürchtet um das Leben ihres Sohnes.

Sie überlassen unsere Kinder dem Tod“

Aydın bezeichnet den Entwurf des neuen Vollzugsgesetzes der Regierung, das politische Gefangene von einer vorzeitigen Freilassung weitgehend ausschließt, als diskriminierend und inakzeptabel. „Diese Menschen haben niemanden vergewaltigt, keinen Diebstahl begangen und auch niemanden umgebracht. Unsere Kinder werden dem Tod überlassen. Die Regierung macht mit diesem Gesetz klar, dass Andersdenkende sterben sollen. Das ist offenkundig. Mit der Corona-Pandemie werden sie regelrecht zum Tode verurteilt. Das ist nicht richtig“, erklärt sie.