Über sechs Jahre Haft für Vorsitzenden von Hilfsverein

Der Ko-Vorsitzende des Solidaritätsvereins von Familien von Gefallenen, Şeyhmus Karadağ, ist in Amed zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt worden.

Die Repression gegen zivilgesellschaftliche Aktivist:innen in der Türkei hält an. Der Ko-Vorsitzende des Solidaritätsvereins von Familien von Gefallenen (MEBYA-DER), Şeyhmus Karadağ, wurde am Freitag in Amed (tr. Diyarbakir) zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Teil der Anklage waren Interviews und Redebeiträge, die er im Namen der Angehörigen von Gefallenen gehalten hatte. Er wurde auf dieser Grundlage wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ verurteilt. Sein Anwalt Muhittin Muğuç kündigte Berufung an.

Angehörige von Gefallenen im Visier der Repression

Der Angehörigenverein befindet sich immer wieder im Visier der Repression. Karadağ war einer der bei Polizeioperationen auf Anordnung der Generalstaatsanwaltschaft am 27. Februar und am 3. März durchgeführten Razzien festgenommenen Mitglieder des Vereins. Damals waren 29 Personen, unter ihnen Mitglieder und auch Vorstandsmitglieder festgenommen worden. Karadağ wurde zusammen mit zehn weiteren Personen inhaftiert. Im Laufe des Verfahrens war Karadağ gegen Meldeauflagen entlassen worden.

Verein wird kriminalisiert

In seiner Verteidigung erinnerte Karadağ an die großen Schwierigkeiten, die ihm bereitet wurden, als er den Körper seines gefallenen Sohnes zur Beisetzung bekommen wollte, und die Hindernisse, die auch anderen betroffenen Familien in den Weg gelegt werden. Er beschrieb die Arbeit des Vereins als Hilfe für die Familien von Gefallenen zur Überwindung eben solcher Schwierigkeiten. Bei dem Verein handele es sich um eine vollkommen legale Organisation, die sich darum kümmere, dass die Gefallenen ordentlich bestattet werden können. Nun sollten auch diese Aktivitäten kriminalisiert werden.