Şengal-Proteste in Deutschland

Aufgrund der irakischen Angriffe auf die ezidische Şengal-Region haben in vielen Städten in Deutschland Protestaktionen stattgefunden.

Der kurdische Europadachverband KCDK-E und die kurdische Frauenbewegung TJK-E haben zu Eilprotesten aufgrund der irakischen Angriffe auf die südkurdische Şengal-Region aufgerufen. Wie in vielen anderen europäischen Ländern fanden auch in Deutschland bereits am Montag in Städten wie Berlin, Köln, Stuttgart, Saarbrücken, Münster, Bielefeld und Wesel Protestaktionen statt.

Berlin: Protest vor irakischem Konsulat


In Berlin versammelten sich Aktivist:innen vor dem irakischen Konsulat. Aufgerufen hatten der Verband Nav-Berlin, der Frauenrat Dest-Dan und der ezidische Frauenrat unter der Parole „Verteidigt Şengal – Şengal ist nicht allein“. In einem Redebeitrag wurde darauf hingewiesen, dass hinter den irakischen Angriffen die Türkei und die südkurdische PDK stehe: „Irakische Regierung, wo wart ihr, als der IS 2014 angriff? PDK, wo wart ihr? Hat der türkische Staat nicht mit dem IS zusammengearbeitet? Haben sich nicht selbst die USA und die Koalition schwergetan, als der IS angegriffen hat? Die PKK und die YBŞ haben die Ezid:innen vor dem Genozid geschützt.“

Köln: „Es lebe der Widerstand von Şengal“


In Köln hatten das Demokratische Kurdische Gesellschaftszentrum, der Frauenrat Viyan und die Föderation AGIF zum Protest am Dom aufgerufen. Die Teilnehmer:innen riefen Parolen wie „Es lebe der Widerstand von Şengal“ und erinnerten in Redebeiträgen daran, dass es bei den Angriffen darum gehe, die Selbstverwaltung und den Willen der Menschen in der Şengal-Region zu brechen und sie schutzlos neuen Massakern auszusetzen.

Kundgebung in Stuttgart


Auch in Stuttgart fand eine Kundgebung statt. In Redebeiträgen wurde auf das Abkommen vom 9. Oktober 2020 hingewiesen. In dem Abkommen haben die PDK und die irakische Regierung die Auflösung der Selbstverwaltung in Şengal vereinbart und die Kontrolle über das Gebiet aufgeteilt. Die neuesten Angriffe der irakischen Armee stellen eine neue Qualität des Versuchs der Umsetzung dieses Abkommens dar.

Saarbrücken: „Wollt ihr vollenden, was der IS nicht geschafft hat?“


Auch in Saarbrücken versammelten sich Aktivist:innen zum Protest. In einem Redebeitrag wurde vor einer massiven Vertreibungswelle aufgrund der Angriffe gewarnt und mit Verweis auf den IS-Genozid 2014 gefragt: „Ist es euer Ziel zu vollenden, was der IS nicht geschafft hat?“ Die Teilnehmenden riefen Parolen gegen die südkurdische PDK und für den Şengal-Widerstand.

Protest in Bielefeld


In Bielefeld forderten Aktivist:innen die Verteidigung der Şengal-Region. In Parolen wurde ein Selbstbestimmungsrecht für Şengal gefordert und die NATO für ihre Unterstützung der Kräfte, die Şengal angreifen, kritisiert.

Wesel: „Schweigen bedeutet, Partei zu ergreifen“


In Wesel in NRW hatte der ezidische Frauenrat Sîwana zum Protest gegen die Angriffe unter der Parole „Wir werden kein weiteres Massaker zulassen“ aufgerufen. Die Aktivist:innen protestierten gegen das Schweigen der internationalen Organisationen: „Dieses Schweigen bedeutet, Partei zu ergreifen. Dass heute diejenigen, die angeblich Frieden für die Ukraine fordern, schweigen, wenn es um das Massaker an Kurd:innen geht, ist ein klarer Beweis dafür, dass dahinter ein schmutziger Deal steht.“ Die Aktivist:innen kündigten weitere Aktionen an.