Şengal-Proteste in Bremen und Göttingen

Im Rahmen des Aktionstages zum 3. August, dem Jahrestag des noch andauernden Feminizids und Genozids gegen die ezidische Bevölkerung in Şengal, fanden unter anderem in Göttingen und Bremen Proteste statt.

Im Rahmen des Aktionstages zum 3. August, zu dem der Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. und die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland (KON-MED) anlässlich des sechsten Jahrestages des noch andauernden Feminizids und Genozids gegen die ezidische Bevölkerung in Şengal unter den Mottos „Selbstbestimmt gegen den Feminizid“ und „Autonomer Status für Şengal“ aufgerufen hatten, fanden am Samstag in mehreren Städten im Bundesgebiet Aktionen statt. In Göttingen veranstaltete das kurdische Gesellschaftszentrum DKTM eine Demonstration, die an der zentralen Angerstraße begann und bis zum Bahnhof führte.

An dem Protest beteiligten sich neben Mitgliedern der kurdischen Community auch Aktivist*innen aus internationalistischen Strukturen. Der Marsch führte unter einem bunten Fahnenmeer aus Flaggen der YBŞ, YPG, YPJ und Antifa durch das Groner Tor und von dort auf die Berliner Straße. In Redebeiträgen wurde die Bedeutsamkeit eines gemeinsamen Kampfes gegen den Faschismus hervorgehoben und weltweite Solidarität mit Kurdinnen und Kurden eingefordert. Kurz bevor die Demonstration den Göttinger Bahnhof erreichte, fand eine spontane Aktion des zivilen Ungehorsams statt. Am Endpunkt angelangt wurde noch eine abschließende Erklärung zu den Hintergründen der Demonstration verlesen.

In Bremen versammelten sich etwa 40 Menschen am Vorplatz des Hauptbahnhofs, um bei einer Kundgebung der Opfer des ezidischen Genozids und Femizids durch den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) in Şengal zu gedenken. Die Veranstaltung begann zunächst mit einer Schweigeminute. Anschließend hielt eine Aktivistin eine Ansprache, in der sie darauf einging, wie perfide, kaltblütig und berechnend die Dschihadisten der Terrormiliz vorgingen, die die Ezid*innen als „Ungläubige“ verfolgte.

 

Bei dem Völkermord im Sommer 2014 wurden etwa 10.000 Menschen ermordet, mehr als 7000 Frauen und Kinder wurden entführt und versklavt. Über 400.000 Angehörige dieser uralten Religion wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Tausende von ihnen, jedoch größtenteils Frauen und Mädchen, werden bis heute vermisst. Zehntausenden Menschen, die beim IS-Überfall auf Şengal ins Gebirge geflohen waren, hatten Kämpferinnen und Kämpfer der PKK sowie der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG/YPJ das Leben gerettet, indem sie einen Fluchtkorridor nach Rojava freikämpften.

Es wurde gefordert, den Femizid in Şengal international als solchen anzuerkennen und ein institutionelles Instrumentarium zu schaffen, um Femizide als eigenständigen Tatbestand zu klassifizieren. Der türkische Staat und dessen de-facto Alleinherrscher Erdoğan wurden dafür verurteilt, die Şengal-Region auch heute militärisch anzugreifen und so das Werk des IS weiterführen. Auch Deutschland wurde kritisiert, da die Bundesregierung nach wie vor Waffen an die Türkei liefert, die damit völkerrechtswidrige Kriege in Kurdistan führt.