Şengal-Kundgebung in Bielefeld

In Bielefeld hat eine Kundgebung gegen das Abkommen der irakischen Regierung mit der PDK über die Şengal-Region stattgefunden.

In der nordrhein-westfälischen Stadt Bielefeld hat am Abend eine Kundgebung gegen das Abkommen der irakischen Regierung mit der PDK über die Şengal-Region stattgefunden. Aufgerufen zu dem Protest hatten der Zentralverband der Ezidischen Vereine e.V. (NAV-YÊK) zusammen mit dem Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. (SMJE) und dem Kurdistan-Zentrum Bielefeld.

Die Kundgebung begann um 17 Uhr am Bielefelder Hauptbahnhof. Unter den dutzenden Anwesenden waren auch Aktivist*innen der kurdischen Jugendbewegungen TCŞ und TEKO-JIN sowie Mitglieder des Zusammenschlusses „Bündnis Demokratischer Kräfte“ (OWL). Viele Menschen hatten Transparente und Flaggen von YBŞ, TAJÊ und NAV-YÊK mitgebracht. In Redebeiträgen wurde der Frust gegen das Abkommen über die Zukunft Şengals deutlich, das vorletzte Woche auf Drängen der USA und der Türkei zwischen Bagdad und Hewlêr (Erbil) zum weiteren Schicksal des ezidischen Siedlungsgebietes getroffen wurde – ohne Beteiligung und Mitspracherecht der Ezidinnen und Eziden. Haci Çelik von der ezidischen Föderation fasste die Forderungen der religiösen Minderheit zusammen:

•Anerkennung der gesellschaftlichen, politischen und demokratischen Selbstverwaltung in Şengal

•Anerkennung und Entkriminalisierung der ezidischen Verteidigungseinheiten Şengals

•Strafrechtliche Verfolgung aller Täter*innen, Beihelfer*innen und Unterstützer*innen des Genozids und Femizids in Şengal

•Die sofortige Beendigung des andauernden Genozids und Femizids in Şengal

 

Çelik kritisierte zudem die Mitglieder der Europäischen Union angesichts ihrer Ignoranz dem Abkommen gegenüber und forderte eine klare Position. „Die ezidische Bevölkerung wurde in keiner Weise in diesen Prozess mit einbezogen. Wir weisen das Abkommen entschieden zurück“, sagte Çelik. Die Vereinten Nationen, unter deren Aufsicht das Abkommen am 9. Oktober in Bagdad getroffen worden war, wurden von dem Politiker verurteilt. Serhat Roj von der „Kommune Şehîd Barîn“ rief zum Aufstand gegen die Akteure der Übereinkunft auf.  

Das zwischen der PDK und Bagdad zur Zukunft von Şengal getroffene Abkommen scheint Teil eines größeren Projekts der Türkei zu sein. Über den Grenzübergang Ovaköy soll eine direkte Verbindung nach Bagdad geschaffen werden. Ankara erhofft sich von dem Projekt, das vom türkischen Außenministerium zu einer Art Strategiepapier gemacht wurde, eine Zusammenführung der eigenen Interessen mit denen des Irak, der PDK und der USA.