Öcalan-Performance auf dem Spreekanal in Berlin

Im Zuge der Aktionstage für die Freiheit Abdullah Öcalans haben Jugendliche in Berlin eine Performance auf dem Spreekanal durchgeführt. Es ging darum, die Isolationshaft auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali anzuprangern.

Global Free Öcalan Days

Im Berliner Ortsteil Kreuzberg staunten Passant:innen am Sonntag nicht schlecht, als ein in orangefarbenem Overall gekleideter und mit Handschellen gefesselter vermeintlicher Abdullah Öcalan mit einem Schlauchboot den Spreekanal befuhr. Tatsächlich hatte sich ein Aktivist eine Maske mit dem Konterfei des 75-Jährigen übergezogen. Die Aktion war Teil der Global Free Öcalan Days, mit denen die Freiheit von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage gefordert wird.

Über eine Stunde hielten die Aktivist:innen von dem Boot aus Redebeiträge, während am Rande des Spreekanals Flyer verteilt wurden, die über die Bedeutung Öcalans und seiner Freiheit für die Lösung der kurdischen Frage informierten. Die Aktivist:innen riefen dazu auf, im Rahmen der internationalen Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ gegen die Bedingungen der Isolationshaft des PKK-Begründers aktiv zu werden. Nur die Freiheit Abdullah Öcalans könne, so ein Aktivist, nachhaltig für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage sorgen.


Völkerrechtswidrig verschleppt

Abdullah Öcalan führte von der Gründung der PKK 1978 bis zu seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung aus Kenias Hauptstadt Nairobi auf die türkische Gefängnisinsel Imrali am 15. Februar 1999 den kurdischen Befreiungskampf an. Er gilt nach wie vor als führender Stratege und wichtigster politischer Repräsentant der kurdischen Freiheitsbewegung. Seine in Isolationshaft verfassten Gefängnisschriften, in denen er den Paradigmenwechsel der PKK von einer nationalen Befreiungspartei hin zu einer radikaldemokratischen, multiethnischen und politisch offenen Basisbewegung für den gesamten Nahen und Mittleren Osten anstieß und die politische Philosophie des Demokratischen Konföderalismus begründete, haben weltweit große Beachtung gefunden. Mehrfach initiierte Öcalan einseitige Waffenstillstände der Guerilla und lieferte konstruktive Vorschläge für eine demokratische und politische Lösung der kurdischen Frage. Der letzte Dialog staatlicher Stellen mit ihm wurde 2015 einseitig von der türkischen Regierung beendet. Seitdem befindet sich Öcalan in nahezu vollständiger Isolation. Schon seit 2011 verwehrt die Regierung seinem Verteidigungsteam einen regelmäßigen und geordneten Zugang auf Imrali. Der letzte Anwaltsbesuch fand 2019 statt. Nach einem kurzen und aus unbekannten Gründen unterbrochenen Telefonat mit seinem Bruder Mehmet Öcalan am 25. März 2021 hatte Abdullah Öcalan gar keinen Kontakt mehr zur Außenwelt.