Öcalan-Aktionswoche: Lautstark und kämpferisch durch Frankfurt

Nach dem Auftakt der Aktionswoche für die Freiheit von Öcalan in Hanau, welche als Alternativprogramm zum langen Marsch organisiert wird, zogen heute mehr als 300 Menschen lautstark und kämpferisch durch Frankfurt.

Der Fokus des zweiten Tages der Aktionswoche lag auf der Verbindung von Ökologie und der Philosophie Abdullah Öcalans. Und so begann die Demonstration im Günthersburgpark, in welchem derzeit gegen ein Neubauprojekt und für den Erhalt der Gärten gekämpft wird.

Im Gedenken an die Gefallenen der Revolution in Rojava und insbesondere an Anna Campbell wurde in den bedrohten Gärten ein Baum gepflanzt. Campbell, auch bekannt durch ihren kurdischen Nom de Guerre Hêlîn Qereçox, war eine britische Anarchistin, Feministin und Anti-Gefängnis-Aktivistin. Sie ging nach Nordostsyrien, um die dort entwickelten Utopien zu verteidigen und die dortigen Frauen zu unterstützen. Mit den YPJ kämpfte sie gegen den selbsternannten IS. Im März 2018 starb sie während der völkerrechtswidrigen und vom NATO-Partner Deutschland geduldeten Invasion der Türkei auf Efrîn durch einen Raketenangriff.

Baumpflanzaktion für Anna Campbell

In der Rede, die bei der Baumpflanzung für Anna Campbell verlesen wurde, hieß es: „Die Gefallenen leben in unserem Kampf weiter. Als Zeichen der Hoffnung, die uns dieser ständige Kampf für ein lebenswerteres Leben abseits der kapitalistischen Moderne gibt und im Gedenken an diejenigen, die im Kampf für ihre Hoffnungen und Träume gefallen sind, haben wir hier und heute einen Baum gepflanzt.“

Vom Günthersburgpark bis in die Innenstadt Frankfurts zogen dann mehr als 300 Menschen, um für die Freiheit Öcalans zu demonstrieren. Begleitet wurde die Demonstration von verschiedenen Redebeiträgen und lautstarken Sprechchören, in denen die internationale Solidarität zum Ausdruck gebracht wurde, die Rolle der BRD im Krieg in Kurdistan kritisiert und die Freiheit von Öcalan und Frieden in Kurdistan gefordert wurde.

Die Isolation Öcalans geht weiter: Auf Imrali und in Deutschland

Bereits während des Redebeitrags, welcher explizit auf den Kampf im Günthersburgpark Bezug nahm und somit die Verbindung zwischen ökologischen Kämpfen und dem Paradigma der kurdischen Freiheitsbewegung herstellte, wurde der Demonstrationszug kurzzeitig von der Polizei gestoppt, da jegliche Thematisierung außer der Person Öcalans unterbunden werden sollte. Und so wurde von Seiten der Polizei verhindert, dass ein Großteil der geplanten Redebeiträge, unter anderem von der Kampagne Make Rojava Green Again, der Ökologiebewegung Mesopotamiens zu den Kämpfen gegen Staudammprojekte in Nordkurdistan, als auch ein Beitrag zu den ökologischen Perspektiven der zapatistischen Bewegung gehalten werden konnten. Und auch Slogans, die sich nicht ausschließlich auf die Person Öcalans bezogen, wie etwa „Jin Jiyan Azadi“ (Frauen, Leben, Freiheit) sollten unterbunden werden. Somit wurde von Seiten der Polizei versucht, die Person Öcalan ein weiteres Mal von allen Themen des politischen Kampfes in Kurdistan und Deutschland zu isolieren und zu kriminalisieren, für was Öcalan steht: eine demokratische, ökologische geschlechterbefreite Gesellschaft, in Kurdistan wie auch in Deutschland.

Der Abschluss der Demonstration fand an der Hauptwache in der Frankfurter Innenstadt statt. Weitere Redebeträge, unter anderem vom Dachverband KON-MED, dem Bündnis Revolutionärer Kräfte und der Partei DIE LINKE Frankfurt, thematisierten das Isolationsregime auf der Gefängnisinsel Imrali, aber auch den Widerstand, den Öcalan seit über 20 Jahren führt.

Auch Internationalist*innen beteiligten sich mit einem Beitrag. Zur Bedeutung von Öcalan hieß es in der Rede: „Die Analysen Öcalans haben auch unseren Blick auf die Gesellschaft, die Geschichte, uns selbst, das Leben und die Bedeutung von Freiheit und Wahrheit geschärft. Auch für uns ist Öcalans Denken und seine Haltung eine Orientierung im Kampf für eine freies Leben“.

Kundgebung in Mainz

Am Sonntag findet im Rahmen der Aktionswoche eine Kundgebung in Mainz statt. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Domplatz.