1. Mai: Festnahmen am Taksim in Istanbul

Auf dem zentralen Taksim-Platz in Istanbul gilt am 1. Mai ein Demonstrationsverbot. Lediglich dem Vorstand des Gewerkschaftsverbands DISK wurde eine Kranzniederlegung gestattet. Dutzende Demonstrant:innen wurden gewaltsam festgenommen.

Der Taksim-Platz im zentralen Istanbuler Stadtteil Beyoğlu ist im Vorfeld des Arbeiterkampftags am 1. Mai von der Polizei abgeriegelt worden. Alle Zugangswege wurden mit Metallbarrieren abgesperrt. Wie in jedem Jahr gilt ein Demonstrationsverbot auf dem Platz, auf dem am 1. Mai 1977 ein Massaker stattgefunden hat. Lediglich einer Abordnung des Gewerkschaftsverbands DISK (Konföderation der revolutionären Arbeitergewerkschaften) wurde eine Kranzniederlegung am Denkmal der Republik gestattet. Die DISK-Vorsitzende Arzu Çerkezoğlu erklärte: „Heute ist der internationale Tag der Einheit, des Kampfes und der Solidarität der Arbeiterklasse. Nicht nur in unserem Land, auf der ganzen Welt, auf fünf Kontinenten ist die Arbeiterklasse, also diejenigen, die alle Werte und Schönheiten auf dieser Welt produzieren, mit ihren Forderungen und Kampfzielen auf den Plätzen. Wir sind heute als DISK-Vorstand hierher gekommen, um einen Kranz niederzulegen. Von hier aus werden wir nach Maltepe fahren.“

Die zentrale Kundgebung zum 1. Mai in Istanbul findet im Stadtteil Maltepe statt. Demonstrant:innen, die trotz des Verbots auf den Taksim wollten, wurden von der Polizei angegriffen. Es kam zu mindestens 39 Festnahmen. Auch die Reporterin Zeynep Kuray wurde gewaltsam festgenommen, obwohl sie sich als berichterstattende Journalistin zu erkennen gab.

Massaker auf dem Taksim am 1. Mai 1977

Am 1. Mai 1977 kam es zu einem Massaker auf dem Taksim-Platz. An der von DISK organisierten Demonstration zum Tag der Arbeit nahmen damals weit über 500.000 Menschen aus verschiedenen Provinzen des Landes teil. Viele von ihnen hatten den Platz noch nicht einmal betreten, als die ersten Schüsse fielen. Anschließend griffen die Sicherheitskräfte mit gepanzerten Fahrzeugen an. Sie feuerten Gasgranaten ab und setzten Wasserwerfer ein. Panik brach aus. Die Zahl der Opfer ist immer noch ein umstrittenes Thema; nach offiziellen Angaben wurden 34 Menschen getötet und etwa 200 verletzt, linke Organisationen sprechen von 37 Toten. Manche Menschen blieben auf der Stelle liegen, andere liefen weg, wurden in Ecken zusammengedrängt und von den gepanzerten Fahrzeugen überrollt. Über 500 Personen wurden festgenommen.

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