Eigentlich wollte der Soziologe und Autor Alexander Glasner-Hummel am Dienstag im Mannheimer Bürgerhaus Neckarstadt-West aus dem Buch „Geflohen, Verboten, Ausgeschlossen. Wie die kurdische Diaspora in Deutschland mundtot gemacht wird“ lesen. Doch die Veranstaltung zur Situation politisch engagierter Kurdinnen und Kurden in der Bundesrepublik und ihrer Diskriminierung wurde abgesagt – auf Druck des türkischen Generalkonsulats, teilt die Linke Mannheim mit.
„Hier zeigt sich eindrucksvoll, was die drei Autor:innen Alexander Glasner-Hummel, Kerem Schamberger und Monika Morres meinen, wenn sie von Repressionen gegen die kurdische Bewegung sprechen“, schreibt die Linke in ihrer Pressemitteilung. Die Betreiberin des Bürgerhauses habe „aus Sicherheitsgründen“ auf Druck des Generalkonsulats mit Hinweis auf einen Hashtag auf die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bei der Veranstaltungswerbung in den sozialen Medien die Raumvermietung für die Veranstaltung zurückgezogen. „Damit wird mal wieder eindrucksvoll belegt, wie es der türkische rechtsgerichtete Präsident Recep Tayyip Erdoğan immer wieder schafft, in Deutschland politischen Einfluss zu nehmen, insbesondere, wenn es um die Interessen der in der Türkei unterdrückten kurdischen Volksgruppe geht“, kritisiert die Linke.
Während türkische Nationalisten und rechtsgerichtete Organisationen wie die Grauen Wölfe in Deutschland und „leider auch in Mannheim“ ungehindert ihre Propaganda verbreiten und Andersdenkende einschüchtern dürften, werde jede Darstellung kurdischer Kultur und Interessen unter Terrorismus-Generalverdacht gestellt. „Wir fordern die Stadt Mannheim auf, mit einem klaren Bekenntnis zur Informations- und Versammlungsfreiheit die Vertretung des türkischen Staates in ihre Schranken zu weisen. Im Übrigen ist die Lesung von Glasner-Hummel keineswegs eine Veranstaltung, die sich für die PKK einsetzt, sondern für die Belange einer ganzen Volksgruppe mit eigener Kultur, Sprache und langer Geschichte“, erklärt Isabell Fuhrmann, Kreissprecherin der Mannheimer Linken.
Auch Alexander Glasner-Hummel zeigte sich empört. Der Post, auf den sich die Betreiberin des Bürgerhauses Neckarstadt-West bei der Absage der Raumvermietung beziehe, sei „ganz normale Öffentlichkeitsarbeit“, schrieb er zu dem Vorgang auf X. Zu sehen in dem Instagram-Beitrag sei das Cover des Buches, über das ein Querbalken mit Veranstalterlogos gelegt wurde. „PKK“ sei in dem Posting erwähnt worden, „weil über deren Verbot gesprochen wird, nicht um für diese zu werben“.
„Es ist eine deutsche Partei, die der Hauptorganisator der Veranstaltung ist und es ist eine Frage der deutschen Demokratie, die diskutiert werden sollte“, schrieb Glasner-Hummel. Er als Hauptautor sei nie in der kurdischen Bewegung aktiv gewesen, seine Beschäftigung mit dem PKK-Betätigungsverbot entstamme einem „sozialwissenschaftlichen Interesse am Gegenstand der Repression“. Wenn selbst vor diesem Hintergrund es nicht mal möglich sein sollte, über das PKK-Betätigungsverbot zu diskutieren, sei das Demokratiedefizit sogar noch größer als es die Autor:innen im Buch analysiert haben.