Tunnelanlage unter Lützerath
Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung haben zur Verteidigung von Lützerath eine Tunnelanlage errichtet und fordern den Stopp von schwerem Räumungsgerät. Der Widerstand gegen die Räumung des Dorfes geht weiter.
Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung haben zur Verteidigung von Lützerath eine Tunnelanlage errichtet und fordern den Stopp von schwerem Räumungsgerät. Der Widerstand gegen die Räumung des Dorfes geht weiter.
In Lützerath leisten Aktivist:innen weiter Widerstand gegen die am Mittwochmorgen begonnene Räumung des Dorfes an der Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler. „Wir werden um jeden Baum, um jedes Haus, um jeden Meter in diesem Dorf kämpfen. Denn wer Lützerath angreift, greift unsere Zukunft an“, erklärte Luka Scott von Ende Gelände im Vorfeld der Räumung. Wie jetzt bekannt wurde, haben Klimaaktivist:innen eine Tunnelanlage unter dem Dorf errichtet und fordern den sofortigen Stopp von schwerem Räumungsgerät vor dem unterhöhlten Bereich, andernfalls drohe Lebensgefahr.
In einem auf YouTube veröffentlichten Video erklären zwei vermummte Menschen in einem Tunnel ihr Anliegen. Im Begleittext heißt es: „Wir stehen vor einer durch den Kapitalismus angeheizten Klimakatastrophe. Das zerstörerische System zu untergraben ist Handarbeit. In Lützerath wohnen seit zweieinhalb Jahren Menschen zusammen und schützen den Erhalt des Dorfes. Gemeinsam setzen wir uns für Klimagerechtigkeit ein, damit die Kohle unter Lützerath im Boden bleibt. Nun hat die Räumung des Dorfes begonnen, denn die Landesregierung von NRW hat beschlossen, Lützerath für den Profit von RWE zu opfern. Wir werden nicht aufgeben! Wir verteidigen in Lützerath unsere Lebensgrundlage. Der Tunnel unter Lützerath ist eine spezielle Struktur, die die Räumung in die Länge ziehen soll. Pack deinen Rucksack, schaue nach gemeinsamen Anreisen und kämpfe mit uns für Klimagerechtigkeit! Stellt euch mit uns der kapitalistischen Zerstörung entgegen, damit Lützi bleibt!“
Verschärfung der Klimakrise verhindern
RWE will Lützerath abreißen lassen, um an den darunter liegenden Kohleflöz heranzukommen. Dies sei nötig, um die Energieversorgung sicherzustellen, sagt der Konzern. 280 Millionen Tonnen Braunkohle will RWE auf diese Weise allein in Garzweiler noch abbauen. Die schwarz-grüne NRW-Landesregierung und das grün geführte Wirtschaftsministerium hatten dies im vergangenen Oktober endgültig beschlossen. Dabei belegen wissenschaftliche Studien, dass der Dorfabriss für die Sicherung der Energieversorgung nicht nötig ist. Stattdessen würden der Abbau und das Verbrennen der besonders klimaschädlichen Braunkohle das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze unmöglich machen und zum Hindernis für die notwendige Energiewende werden.
In dem Bewegungsbündnis „Lützerath Unräumbar“ haben sich angesichts der drohenden Räumung unterschiedliche Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung zusammengeschlossen, darunter Alle Dörfer bleiben, ausgeco2hlt, Ende Gelände, Extinction Rebellion, Fridays for Future, Die Kirche(n) im Dorf lassen, Interventionistische Linke, Kohle erSetzen, Letzte Generation, Scientist Rebellion, RWE & Co. Enteignen, End Fossil: Occupy! und Ums Ganze. Dass sie über einen längeren Zeitraum und am gleichen Ort ihre Kräfte bündeln und aktiv sind, ist eine neue Qualität in der Bewegung für Klimagerechtigkeit. Gemeinsam mit den Aktivist:innen, die Lützerath seit zwei Jahren besetzt halten, wollen sie das Dorf verteidigen und sich der Ausweitung des Tagesbaus widersetzen, um eine Verschärfung der Klimakrise zu verhindern.