Militärischer Beobachtungsturm im Botan-Tal errichtet

Inmitten der Naturidylle des Botan-Tals hat die türkische Armee einen Beobachtungsturm errichtet. Die Maßnahme sorgt bei der Bevölkerung für Besorgnis – nicht nur wegen Sicherheitskontrollen, sondern auch der Beeinträchtigung des Landschaftsbilds.

Sorge bei der lokalen Bevölkerung

Inmitten der Naturidylle des Botan-Tals in der Provinz Şirnex (tr. Şırnak), einem der größten Täler Kurdistans, wurde ein Militärturm errichtet. Die Maßnahme sorgt bei der lokalen Bevölkerung für Besorgnis – nicht nur wegen der zunehmenden Sicherheitskontrollen, sondern auch wegen der Beeinträchtigung des Landschaftsbilds in der Region im Dreistädteeck Cizîr (Cizre), Hezex (Idil) und Basa (Güçlükonak).

Der Turm überblickt weite Teile des Tigris-Flusses, das Botan-Tal sowie die historischen Stätten wie die Bafê-Festung und das Schloss Elo Dîno. Letzteres stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und ist umgeben von Wasserzisternen und Höhlen, die ebenfalls von kultureller Bedeutung sind.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Gouverneursamt von Şırnak die Errichtung zweier gläserner Aussichtsterrassen in der Schlucht des Newala Qoriyê (Cehennem Deresi) nahe dem Botan-Tal ausgeschrieben. Trotz Protesten von Anwohnenden wurde das Projekt fortgeführt. Nun, parallel zur fast abgeschlossenen Fertigstellung der Terrassen, folgte der Bau des militärischen Beobachtungsturms.

Eingeschränkter Zugang und Identitätskontrollen

Einheimische berichten, dass sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit zunehmend eingeschränkt fühlen. Vor allem Hirten, die ihre Tiere bislang ungestört durch die Hänge des Tals führten, beklagen die Auswirkungen. Zusätzlich sorgen Identitätskontrollen der Besucher:innen durch türkische Militärposten für Unmut unter der Bevölkerung. „Früher kamen im Frühling tausende Menschen, um die Blütenpracht zu genießen. Heute müssen wir selbst für einen Spaziergang am Fluss unsere Ausweise zeigen“, äußerte sich ein Dorfbewohner, der anonym bleiben möchte.

Der neue Turm wirft nicht nur sicherheitspolitische Fragen auf, sondern wird auch als Eingriff in das empfindliche ökologische und kulturelle Gleichgewicht der Region gewertet. Kritiker:innen betonen, dass die archäologisch und landschaftlich wertvolle Gegend durch zunehmende Militarisierung an touristischem wie kulturellem Wert verliert.

Ob weitere Maßnahmen geplant sind oder ob die Glasterrassen künftig ebenfalls unter militärische Kontrolle gestellt werden, ist bislang nicht bekannt. Die Sorge wächst jedoch, dass sich das Botan-Tal mehr und mehr von einem beliebten Erholungs- und Kulturort zu einer schwer zugänglichen Überwachungszone entwickelt.