Rund 300 Menschen haben sich am Samstag im schweizerischen Luzern versammelt, um gemeinsam einen „ökologischen und solidarischen Neustart“ zu fordern. Es war das erste Mal seit dem Lockdown, dass wieder Klimaaktivist*innen auf der Straße waren. Aufgerufen zu der Demonstration hatten zwölf verschiedene Organisationen, darunter der Frauen*- und der Klimastreik, der Luzerner Gewerkschaftsbund und der kurdische Kulturverein. Jeden Tag würden Menschen in die Armut, die Flucht oder sogar in den Tod getrieben und stünden kurz davor, Kipp-Punkte zu erreichen, welche eine unaufhaltbare Kettenreaktion der Klimaerhitzung auslöse. In der Coronakrise seien die Ungleichheiten in der Bevölkerung noch sichtbarer geworden. Mit der Demonstration wollen die Organisator*innen die Klimakrise wieder auf die politische Agenda bringen.
„Wir brauchen eine Änderung, einen Neustart. Einen solidarischen und ökologischen Neustart. Wir müssen in diese Veränderung investieren, anstatt Fluggesellschaften zu retten, um möglichst schnell zum bisherigen Wachstumswahnsinn zurückzukehren. Das Klima erwärmt sich schnell, und wir sehen die Auswirkungen immer konkreter“, sagte eine Aktivistin. Es brauche endlich eine grundlegende Veränderung, damit Krisen in Zukunft verhindert werden können. Denn zurück zum Normalzustand wolle man nicht, hieß es in weiteren Redebeiträgen.
Der Demonstrationszug startete am Nachmittag vom Bahnhofsvorplatz und führte zunächst durch die Neustadt. Von dort ging es weiter über die Reussbrücke in die Luzerner Altstadt, bevor der Marsch über die Seebrücke wieder in die Bahnhofstraße zurückkehrte. Wie divers die Demonstrierenden waren, zeigte sich vor allem anhand der vielen verschiedenen Fahnen, Transparente und Plakate. „Den Reichen sind wir egal – Keine Macht dem Kapital“ oder „System Change, not Climate Change“ stand auf einem Stofftuch, dahinter wehten Flaggen der Antifa, PKK, KCK, YPG und solche mit dem Konterfei des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan.
Unter den Teilnehmenden waren auch Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen. Seit Corona stehen einige Berufsgruppen an vorderster Front, wenn es darum geht, das öffentliche Leben und die Versorgung der Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Das gilt auch für den Gesundheitssektor, wo Personalmangel und Arbeitsdruck, gepaart mit niedrigen Löhnen an der Tagesordnung sind. Ein Redner erinnerte an Aktionen, als von Balkonen für Gesundheitsbedienstete geklatscht wurde. Applaus reiche aber nicht, sagte er. Es müsse eine Strukturreform in der Gesundheitspolitik folgen, damit eine solidarische Gesundheitsversorgung sichergestellt werden kann.
Bei der heutigen Demonstration engagierten sich auch antikapitalistische und antirassistische Gruppen für einen Neustart nach Corona. Aktivistinnen vom Frauen*streik machten auf die extreme Zunahme von häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam und wiesen darauf hin, dass es wichtig sei, auf die patriarchalische Diskriminierung von Frauen, aber auch auf andere Ungerechtigkeiten wie den deutlichen Anstieg von Rassismus, Lohnungleichheit und unbezahlte Arbeit aufmerksam zu machen. Die Politik wurde aufgefordert, beim Neustart nach der Pandemie die Anliegen aller benachteiligten Gesellschaftsgruppen zu berücksichtigen.
Zu dem Organisationskomitee gehörten: Luzerner Gewerkschaftsbund, Juso, SP, Junge Grüne, Grüne, Resolut, Kurdischer Kulturverein, Luzern im Wandel, Psychologists for Future, Solinetz und Frauen*streik und Klimastreik