Kulturzerstörung geht weiter: Monument in Heskîf versetzt

In der nordkurdischen Ortschaft Heskîf (Hasankeyf), deren Wurzeln bis in die Bronzezeit zurückreichen, geht die Zerstörung von Kultur am Tigris weiter.

In den frühen Morgenstunden hat die türkische Wasserbehörde DSI in der historischen Stadt Heskîf (Hasankeyf) das 640 Jahre alte Hamam von Ertuqî (Artuklu) nach Neu-Heskîf versetzt. Damit wurde die zweite von insgesamt sieben geplanten Versetzungen von Monumenten in der 12.000 Jahre alten Stadt am Tigris durchgeführt, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit zurückreichen. Die Ortschaft in der nordkurdischen Provinz Êlih (Batman) ist bedroht von dem weltweit umstrittenen Megastaudamm Ilisu, der 77 Kilometer weiter stromabwärts im Bau ist und dramatische soziale, kulturelle und ökologische Folgen mit sich zieht.


Ein Unternehmenskonsortium, an dem auch das international tätige niederländische Unternehmen Bresser beteiligt ist, führte die Versetzung nach monatelangen Vorbereitungen durch. Bresser lieferte auch bei dem im Mai vergangenen Jahres versetzten Zeynel Bey-Mausoleum das notwendige Know-How.

Trotz einer weltweiten Unterschriftenkampagne und Protestbriefen hat sich Bresser nicht aus den Arbeiten in Heskîf zurückgezogen. In den nächsten Wochen sollen das Imam-Monument und das Mittlere Tor zur Felsenburg versetzt werden. Drei weitere Monumente sollen nach Angaben der Wasserbehörde Ende 2018 versetzt werden.



Die Monumente werden im „Hasankeyf-Kulturpark” bei Neu-Heskîf aufgestellt. Dorthin sollen auch die Bewohner*innen der Ortschaft umgesiedelt werden. Bei dem sogenannten Kulturpark handelt es sich um eine Art Disneyland, das der türkischen Regierungspropaganda zur angeblicher Rettung Heskîfs dienen soll. Tatsächlich sollen mehr als 300 Monumente und knapp 6.000 Höhlen, die einst von Menschenhand in den Kalkstein geschlagen wurden, zerstört werden.

Die Besonderheit von Heskîf ist die Kombination mit dem natürlichen Erbe, das durch den Fluss Tigris über Jahrmillionen geformt wurde. Einzelne Monumente an einen zwei bis drei Kilometer entfernten Ort zu versetzen, schneidet das Werk von ihrem Zusammenhang los. Heskîf und das umliegende Tigristal erfüllen nach unabhängigen Wissenschaftler*innen und Archäolog*innen neun von zehn Welterbekriterien der UNESCO.

Der Bau des Ilisu-Staudammes geht indes weiter, auch wenn die türkische Regierung immer wieder davon spricht, dass er bereits abgeschlossen sei. Ob der Bau tatsächlich sehr bald abgeschlossen werden soll, ist nach wie vor unklar.

Die Initiative zur Rettung von Hasankeyf ruft die Öffentlichkeit dazu auf,  gegen den Ilisu-Staudamm und die Versetzungen der Monumente zu protestieren und sich an der Unterschriftenkampagne gegen das Unternehmen Bresser zu beteiligen: Withdraw from the relocation project of monuments in Hasankeyf!