Jugend in Bewegung für Ökologie – „Fridays for Future“ in Celle

In Celle demonstrierten gestern rund 500 Schülerinnen und Schüler für eine Wende in der Umweltpolitik. Die Aussage der lautstarken Demonstration war klar: „Der Protest ist dringend notwendig, weil die eigene Zukunft zerstört wird.”

Die „Fridays for Future“-Bewegung entstand durch die 16-jährige Schülerin Greta Thunberg aus Schweden, die aus Protest gegen die aktuelle Klimapolitik und den Umgang mit der Natur seit Sommer 2018 jeden Freitag die Schule bestreikt, um ein Umdenken in der Gesellschaft und Regierungen zu erreichen.

Viele tausende Schüler*innen in ganz Europa folgten ihrem Beispiel und so kam die Idee dieser Jugend-Proteste auch nach Celle. Am vergangenen Freitag fand daher eine Demonstration der Celler Schüler*innen für eine Wende in der Umweltpolitik statt, mit der klaren Aussage, dass der Protest dringend notwendig ist, weil die eigene Zukunft zerstört wird.

Entgegen aller Erwartungen kamen um die 500 Schüler*innen aus vielen verschiedenen Schulen und Jahrgängen zusammen und demonstrierten lautstark durch die Celler Innenstadt. Diese Entwicklung, dass die Jugend eine Position einnimmt und beginnt für eine bessere Zukunft zu kämpfen, ist etwas Schönes und auch Neues gerade in Deutschland, wo bisher eine große Politikverdrossenheit herrscht. Trotz aller Gegenreden, wie dass es keinen Sinn mache zu demonstrieren oder die Jugend lieber zur Schule gehen sollte, beteiligten sich 500 Jugendliche selbstbewusst. Mit Sprüchen wie „Der Klimawandel wartet auch nicht bis 13:10 Uhr“ oder „Warum lernen ohne Zukunft?“ verliehen sie der Notwendigkeit dieser Aktionen Ausdruck. Denn es geht ihnen nicht darum, dass sie die Schule schwänzen, sondern darum, dass sie streiken. Streiken aus Protest, streiken, weil es so nicht mehr weitergeht. Dieser Streik breitet sich seit Mitte Januar unter Mottos wie „Systemwandel statt Klimawandel“ auch in Deutschland aus und wird immer größer. Gestern demonstrierten über 23.000 Schüler*innen in der Bundesrepublik.

„Wäre die Erde eine Bank, hättet ihr sie schon gerettet“

Diese Proteste sind in Verbindung mit der Umweltbewegung zu betrachten, die gerade in Europa wächst. So hat zum Beispiel der Widerstand im Hambacher Wald gegen den Energieriesen RWE im vergangenen Jahr gewaltige Ausmaße angenommen. Ob gegen Braunkohleabbau, Verschmutzung der Meere oder Massentierhaltung - viele Menschen fangen an sich zu bewegen und es ist gerade die Jugend, die sich bewegt. Langsam versteht die Jugend, dass die Zustände, die uns umgeben, verändert werden müssen. Sie versteht, dass uns vor allem alte Männer in herrschenden Positionen – in Konzernen und Regierungen – an den Punkt gebracht haben, an dem wir heute stehen. Kriege, Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt, Armut, Vereinzelung und Ausgrenzung sind überall spürbar und stehen einem friedlichen, rücksichtsvollen und ökologischen Miteinander entgegen. Und die Jugend versteht immer mehr, dass sie selbst diese Zustände verändern muss, dass jetzt die Zeit gekommen ist zu handeln. Dabei herrscht auch eine große Klarheit über die Realität des Kapitalismus. Dass Profit für die Herrschenden immer an erster Stelle steht, dass mit der Zerstörung der Erde Geld gemacht wird – all das wird immer mehr jungen Menschen bewusst. So brachte das Schild „Wäre die Erde eine Bank, hättet ihr sie schon gerettet“ die Realität wunderbar zum Ausdruck. Bei den Protesten wird auch klar, dass die unzähligen Kämpfe für eine bessere Welt und die Menschen weltweit in einer Verbindung stehen. Denn wir sind alle auf dieser Erde, alle Lebewesen die sich den Platz teilen müssen – „denn Klimawandel macht vor Staatsgrenzen keinen Halt“ und so auch nicht der Widerstand gegen die aktuelle Politik.

„Weitergehen“

In dieser neuen ökologischen Bewegung tun sich besonders junge Frauen hervor. Sie streiken, organisieren und demonstrieren. So ist es die 16-jährige Greta, die die Bewegung ins Leben gerufen hat. In Celle sind es drei junge Frauen, die die Demonstration und den Protest organisiert haben.

Vielleicht ist es der Kontrast zu den herrschenden alten Männern oder auch einfach das Mitgefühl und das Verantwortungsgefühl, was sie besonders motiviert für eine bessere Welt einzustehen. Klar ist allen, dass es großen Veränderungen bedarf, bei denen alle mitmachen können. Klar wird auch, dass ein Schritt in dieser Veränderung das „Weitergehen“ ist. Die Jugend ist bereit, weiter zu gehen, neues auszuprobieren, sich Problemen zu stellen. Dies gibt Hoffnung für eine andere bessere und ökologische Welt und eine lebenswerte Zukunft. So werden die Proteste weitergehen – die Veranstalterinnen haben angekündigt, aktiv zu bleiben und rufen gleichzeitig dazu auf, selbst aktiv zu werden. Das wurde auch deutlich in einem Zitat von Martin Luther King in einer Rede auf der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus in Celle: „Wenn du nicht fliegen kannst, dann renn. Wenn du nicht rennen kannst, laufe. Wenn du nicht laufen kannst, krieche. Aber was immer du tust - du musst dich weiter bewegen.“