IS-Mitglieder mit den Wappen der Türkei und der SNA

IS-Mitglieder haben unter der türkischen Fahne und in der Uniform der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) an der Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî teilgenommen. Inzwischen halten sie es nicht mehr für notwendig, ihre Identität zu verbergen.

Seit 2016 hat die Türkei Mitglieder des „Islamischen Staat“ (IS) in der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) organisiert. Als am 24. August 2016 die Besatzungsoperation der nordsyrischen Region Şehba in Dscharablus ihren Anfang nahm, schnitten sich zahlreiche IS-Dschihadisten Haare und Bärte ab und zogen Uniformen der vom türkischen Staat gesteuerten FSA an. Im Verlauf der Offensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) zur Befreiung von Raqqa und Deir ez-Zor gingen Zehntausende IS-Anhänger in die Türkei und die türkisch besetzten Gebiete in Nordsyrien. Auch diese Dschihadisten wurden vom türkischen Staat in FSA-Einheiten untergebracht. Als am 20. Januar 2018 die Besatzung von Efrîn begann, hielten es die Islamisten in der FSA nicht mehr für notwendig, sich durch das Stutzen ihrer Bärte zu tarnen. Der türkische Staat hatte die FSA inzwischen komplett in eine Dschihadisten-Armee verwandelt.

Auch einige der IS-Mitglieder, die innerhalb der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) an der vom türkischen Staat am 9. Oktober gestarteten Besatzungsoperation in Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) teilnehmen, halten eine Tarnung nicht mehr für notwendig. Obwohl der türkische Geheimdienst sie mehrfach verwarnt hat, teilen Dschihadisten der FSA und SNA eifrig Fotos aus ihrer Zeit beim „Islamischen Staat“ und machen Propaganda für den IS in den sozialen Medien.

Informationen zu IS-Anhängern

Bei einigen der IS-Mitglieder, die als „FSA“ oder „SNA“ an der Besatzung von Efrîn und Serêkaniyê teilgenommen haben, handelt es sich um folgende Personen:

Ahmed Abud: Der 33-Jährige ist unter dem Namen Abu Shihab bekannt. Er gehört zum Stamm der al-Khalahi und stammt aus Meyadin in Deir ez-Zor. 2014 schloss er sich in Meyadin dem IS an. Vor zwei Jahren ging er in die türkisch besetzten Gebiete in Şehba und schloss sich der Miliz Jaish al-Sharqiya an, die fast vollständig aus IS-Mitgliedern besteht. Er nahm an der türkischen Besatzungsoperation in Efrîn teil und war vor allem bei den Kämpfen in Cindirês aktiv. Jetzt hat er an der Besetzung von Serêkaniyê und Girê Spî teilgenommen und ist vom türkischen Staat in die Generalkommandantur der in den beiden Städten stationierten Einheiten von Jaish al-Sharqiya berufen worden.

Abu Ahmed al-Khureshi: Der Islamist gehört zum Stamm der Qaraani und stammt aus dem Dorf al-Quriyah in Deir ez-Zor. In der SNA ist er als Abu Dschasim bekannt, beim IS nannte er sich Abu Ahmed al-Khureshi. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs schloss er sich dem Faruk-Bataillon an. Als der IS in der Region auftauchte, wurde er Mitglied und betätigte sich als militärischer Ausbilder des IS in al-Baraka in Hesekê. Sein Emir war zu dieser Zeit Abu Jandal al-Beltschiki. Später wurde er selbst zum militärischen Emir mehrerer Straßenkontrollposten des IS. Während seiner Zeit in Deir ez-Zor und Aleppo nahm er an allen Kampfhandlungen teil.

2017 ging al-Khureshi über Vermittlung des militärischen Nachrichtendienstes des IS in die von der Türkei besetzten Gebiete in Şehba. Sein Cousin war der Emir der Miliz Isud al-Sharqiye in Idlib. Er selbst schloss sich dieser Gruppe an, nahm aktiv an der Besetzung von Serêkaniyê teil und hält sich weiterhin dort auf. Abu Ahmed al-Khureshi benutzt einen Facebook-Account unter dem Namen Anas Khalil, auf dem er auch Fotos aus seiner Zeit beim IS geteilt hat.

Mihammed al-Debas: Dieser Dschihadist ist 1988 geboren und stammt aus al-Bukemal in Deir ez-Zor. Vor Beginn des syrischen Bürgerkriegs sicherte er seinen Lebensunterhalt als Gemüsehändler. 2013 schloss er sich in al-Bukemal der Al-Nusra-Front an. Als Deir ez-Zor unter die Herrschaft des „Islamischen Staat“ fiel, wechselte al-Debas zum IS und ging sechs Monate später nach Idlib. Dort schloss er sich erneut al-Nusra an. 2015 ging er unter der Ägide des Al-Nusra-Kommandanten Xizhil in die Türkei und kehrte von dort aus zurück nach Idlib. 2015 nahm er an einer militärischen Ausbildung in Jordanien teil und schloss sich nach seiner Rückkehr einer vom türkischen Staat gesteuerten Gruppe an. Mit dieser Gruppe beteiligte er sich an der Besatzung von Efrîn. Mit der vom türkischen Geheimdienst aufgebauten Sultan-Murad-Brigade nahm er an der Invasion in Serêkaniyê und Girê Spî teil. Er hält sich weiterhin in der Gegend auf.

Ahmed Adnan al-Rehwmi: Der Dschihadist ist 1998 in al-Bukemal in Deir ez-Zor geboren und war dort Bauarbeiter. 2014 schloss er sich dem IS an. Im „Islamischen Staat“ wurde er des Diebstahls beschuldigt und flüchtete Ende 2014 mit seiner Familie in die Türkei. Als der türkische Staat innerhalb der Türkei die „Schutzschild Euphrat“-Einheiten für die Besatzungsoperation in Şehba aufbaute, schloss er sich dort an. 2018 nahm er an der Besatzung von Efrîn teil, im Oktober 2019 als Mitglied der Sultan-Murad-Brigade an der Invasion in Girê Spî und Serêkaniyê.

Suud Ghayeb al-Rakkad: Der aus dem Dorf Na’ur bei Til Koçer in der Region Dêrik stammende Islamist ist als Selil Shammar al-Shammari bekannt und nutzt diesen Namen bei Facebook. Er gehört zum Stamm der Shammar. Zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs schloss er sich in Til Koçer der FSA an und wechselte Anfang 2014 zum IS. Er war Militärkommandant des IS in Hol. Nach ungefähr einem Jahr ging er in die Türkei. Dort schloss er sich den „Schutzschild Euphrat“-Einheiten der FSA an. 2018 nahm er an der Invasion in Efrîn teil. An der am 9. Oktober gestarteten Invasion in Serêkaniyê nahm er als Mitglied der Ahrar al-Sharqiye aktiv teil. In dieser Miliz ist auch sein Bruder Faysal Ghayip al-Rakkad. Er selbst ist im Moment in Mebruka.

Ahmed Abu Qutade: Der Dschihadist stammt aus Saliye in Deir ez-Zor und war 2017 im IS aktiv. Jetzt ist er Mitglied der vom türkischen Staat gesteuerten Ahrar al-Sharqiye und ist in einem von ihm selbst veröffentlichten Video bei dem Besatzungsangriff auf Siluk nahe Girê Spî wiedererkannt worden.