Nachruf auf YJA-Star-Kämpferinnen
Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod von Özgür Erdal und Besê Devran Çiya bekanntgegeben. Beide Kämpferinnen gehörten den Verbänden freier Frauen (YJA Star) an und kamen Ende Januar bei einem türkischen Angriff auf die Zap-Region in Südkurdistan ums Leben. Die HPG würdigten sie als „selbstlose Repräsentantinnen der Linie der freien Frau“ und „Avantgardistinnen eines Kampfes für die Freiheit des kurdischen Volkes“. Den Angehörigen der Gefallenen sowie der Bevölkerung Kurdistans sprach die Organisation ihr Mitgefühl aus. Zur Biografie der beiden Kämpferinnen heißt es:
|
Codename: Özgür Erdal
Vor- und Nachname: Hamide Hemo
Geburtsort: Serêkaniyê
Namen von Mutter und Vater: Feyruz – Muhammed
Todestag und -ort: 21. Januar 2025 / Zap
|
|
Codename: Besê Devran Çiya
Vor- und Nachname: Menşüre Akpolat
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Mecburiye – Celal
Todestag und -ort: 21. Januar 2025 / Zap
|
Özgür Erdal
Geboren in Serêkaniyê (Ras al-Ain) in Rojava, wuchs Özgür Erdal in einem politisch bewussten, kurdisch geprägten Umfeld auf. Die Erfahrungen von Diskriminierung, Sprachverbot und kultureller Auslöschung unter dem syrischen Baath-Regime prägten sie früh. Wie viele ihrer Generation wurde sie mit dem Zerfall Syriens und dem Aufstieg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) konfrontiert – und mit der Notwendigkeit, eine Entscheidung zu treffen.
Özgür Erdal schloss sich der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) an, kämpfte während des Krieges gegen den IS und wurde schwer verletzt. Sie kehrte dennoch zurück an die Front. 2015 wechselte sie in die Berge Kurdistans, zur Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistan (PKK). Sie galt als mutig, diszipliniert und entschlossen. Freund:innen beschreiben sie als „empathisch und energisch – eine Persönlichkeit, die andere mitziehen konnte, weil sie fest an das glaubte, wofür sie stand".
Ihr Interesse galt nicht nur der militärischen Praxis, sondern auch der politischen Idee. Besonders die von Abdullah Öcalan entwickelte Frauenbefreiungsideologie wurde für sie zum Kompass. In Analysen sprach sie davon, wie sehr sie sich nach einer „neuen Welt“ sehnte, nicht nur für Kurdinnen, sondern für alle unterdrückten Frauen.
Besê Devran Çiya
Besê Devran Çiya wurde in der Provinz Mûş (tr. Muş) in Nordkurdistan geboren, in eine traditionell widerständige Familie. Sie studierte in Wan (Van), engagierte sich in der kurdischen Jugendbewegung und kam früh in Kontakt mit linker Theorie und kurdischer Politik. Die politische Repression in der Türkei – Festnahmen, Verbote, Polizeigewalt – erlebte sie hautnah.
Doch ihr innerer Konflikt war nicht nur politisch. Sie selbst sprach davon, dass sie sich als Frau „zwischen den Fronten“ fühlte – zwischen gesellschaftlichen Normen in einem von Krieg und Genozid geprägten Umfeld und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Die Entscheidung, sich der Guerilla anzuschließen, war für sie Widerstand und Hoffnung zugleich.
2015 ging Devran Çiya in die Berge. „Sie war überzeugt, dass dies der einzige Weg ist, sich selbst treu zu bleiben“. Innerhalb der Guerilla galt sie als bescheiden, aber prinzipientreu. Sie engagierte sich vor allem in Ausbildungsstrukturen und war Mitglied der Sondereinheit Hêzên Taybet. Seit 2022 war sie an der Westfront der Zap-Region im Einsatz, wo sie zusammen mit Özgür Erdal starb.