Ab dem 2. Mai ist es wieder soweit: „End Fossil: Occupy!“ startet die nächste Besetzungswelle an Schulen und Universitäten. Die internationale Kampagne sieht sich als neue Form des Klimastreiks, mit dem Ziel Bildungseinrichtungen zu politisieren. Sie nutzt Besetzungen an Schulen und Universitäten als Mittel, um für den Stopp der Gewinnung und der Nutzung fossiler Brennstoffe einen gesellschaftlichen Umbruch zu forcieren. Damit schafft sie eigenen Angaben nach Raum für solidarischen Austausch über die Sorgen und Themen der Jugend in der Klimakrise. Die Kampagne will der Jugendklimabewegung neuen Wind geben und diese organisieren, während Druck auf Lokalkämpfe ausgeübt wird. „Die Klimagerechtigkeitsbewegung hat die Möglichkeit diese Welt zu verändern und dafür zu sorgen, dass die fossilen Rohstoffe im Boden bleiben.“
„Wir weigern uns, ignoriert zu werden“
„Die fossile Wirtschaft wird weiterhin den Planeten aus Profitgründen zerstören, wenn junge Menschen nicht eingreifen. Wir glauben, dass es an der Zeit ist, dass die Jugendbewegung für Klimagerechtigkeit über Schulstreiks und Demonstrationen hinausgeht und zu Formen des gewaltfreien zivilen Ungehorsams übergeht. Wir weigern uns, ignoriert zu werden“, zitiert die Kampagne die Aktivistin Sarah von End Fossil Uganda.
Der für Mai angekündigte Sturm auf Bildungseinrichtungen folgt auf eine Besetzungswelle im Herbst, bei der über 50 Schulen und Universitäten international besetzt worden waren, davon 20 in Deutschland wie etwa in Göttingen, Aachen und Berlin. In diesen Bildungseinrichtungen konnten Forderungen wie ein verpflichtender Kurs über Klimagerechtigkeit an der Universität in Barcelona durchgesetzt werden.
„Der Klimawandel wird zur größten Krise der Menschheit, wenn wir nicht bald handeln – Wissenschaftler:innen warnten jahrzehntelang und die Politik hat nicht gehandelt. Tausende forderten auf den Straßen eine Wende der Klimapolitik, aber die Emissionen steigen immer noch. Jetzt ist die Klimakrise da, nimmt Leben und unser Klima nähert sich irreversiblen Wendepunkten. Wir müssen handeln, um diesen Wahnsinn zu beenden; wir müssen stören, um Druck aufzubauen!“, sagt Aleksej von End Fossil Slowenien.
Afrika mit den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert
Afrika ist mit den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert, obwohl es weniger als vier Prozent zu den globalen Emissionen beiträgt. Am Horn von Afrika sind über 22 Millionen Menschen aufgrund klimabedingter Dürren vom Hungertod bedroht. In anderen Teilen Afrikas haben Millionen von Menschen ihr Leben verloren, andere wurden aufgrund von Überschwemmungen, Erdrutschen, steigendem Meeresspiegel und Hitzewellen vertrieben. End Fossil fordert alle auf der ganzen Welt auf, sich jetzt dem Kampf für Klimagerechtigkeit anzuschließen und die fossile Wirtschaft zu beenden.
Fossile Industrie Grundpfeiler des Systems
„Die fossile Industrie ist der Grundpfeiler unseres Systems. Wenn wir diese zerschlagen, ebnet das einen für alle gut verkraftbaren Weg zur Klimaneutralität. Wir glauben, dass jede Gruppe unserer Gesellschaft wo sie nur kann für eine Massen-Klimagerechtigkeitsbewegung mobilisieren sollte, um unser Ziel zu erreichen. Dafür werden wir die Orte, an denen wir sind – Schulen und Hochschulen – nutzen, um diesen Umbruch in der Geschichte zu organisieren. Wir werden Besetzungen als Mittel nutzen, um für unsere Gegenwart und Zukunft zu kämpfen. Dies ist nur durch ein schnelles Ende von fossilen Brennstoffen möglich“, betont die Kampagne.
Zu Besetzen heiße, das alltägliche Leben zu stören und Normalität zu stören heiße, laut und klar zu sagen, dass das Haus am Brennen ist. „Wir werden Besetzungen machen, um das Ende von Fossilen zu fordern. Wir werden die Normalität stören, weil wir nicht länger so tun können, als wäre alles in Ordnung. Es ist unsere Pflicht als Jugend zu kämpfen.“ Das Ziel sei nichts Geringeres als: „Wir fangen als Studierende an, aber wir wollen, dass die gesamte Gesellschaft für Klimagerechtigkeit aktiv wird.“
In Deutschland gibt es folgende konkrete Forderungen an die Politik:
- Keine Profite mit Energieproduktion: Die Sicherstellung der Energieversorgung müsse demokratisch und nicht profitorientiert geregelt werden. Deswegen fordert „End Fossil: Occupy!“ sofort eine Übergewinnsteuer für alle Energieträger. Langfristig müsse die Energieproduktion vergesellschaftet werden.
- Verkehrswende für alle: Der Verkehrssektor macht 18,2 Prozent der jährlichen deutschen Treibhausgasemissionen aus. Um dies zu ändern, brauche es einen regelmäßigen für alle erreichbaren Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Auch ein massiver Ausbau des überregionalen Schienennetzes sei längst überfällig, betont die Kampagne. Damit der ÖPNV auch von allen genutzt werden kann, brauche es ein 9-Euro-Ticket. Langfristig solle ein ticketloser, kostenloser ÖPNV angestrebt werden.
Auch unterstützt „End Fossil: Occupy!“ die Forderungen von Gruppen wie „Lützi bleibt!“, die auch nach der Räumung des Dorfes Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler im Januar den Kampf gegen Kohle fortsetzt, die Initiative „Debt for Climate!“ die darauf abzielt, den Kampf für soziale Gerechtigkeit mit Klimaaktivismus zu verbinden, indem sie Aktivist:innen aus dem globalen Süden und dem globalen Norden zusammenbringt, und die Kampagne „Genug ist Genug!“ gegen die steigenden Preise und die soziale Schieflage in Deutschland.
Internationales Motto: May we Occupy
Der „Mai der Besetzungen“ startet am 2. Mai und findet international unter der Losung sowie dem Social-Media-Hashtag #mayweoccupy statt. Die Kampagne kündigt auch einen Klimastreik in Form von zivilem Ungehorsam und ein Alternativprogramm in Bildungseinrichtungen an. Informationen rund um die geplanten Besetzungen und Ziele von „End Fossil: Occupy!“ finden sich auf den Webseiten https://endfossil.de und https://endfossil.com.
Foto: Besetzung des Forums der IG S Geismar | End Fossil Göttingen