17-jährige Ezidin aus IS-Gefangenschaft befreit

Eine 17-jährige Ezidin, die als junges Mädchen aus Şengal verschleppt wurde, ist in Nordostsyrien aus der IS-Gefangenschaft befreit worden. Sie wurde bis zuletzt von Anhängerinnen der Dschihadistenmiliz als Sklavin missbraucht.

Wie das Mala Êzîdiyan (deut. Ezidisches Haus) der Cizîrê-Region in Nordsyrien mitteilt, ist eine junge Ezidin aus der Gefangenschaft der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) befreit worden. Die 17-jährige Leyla Murad I. war beim Überfall auf Şengal im August 2014 aus ihrem Wohnort in Südkurdistan/Nordirak in einen IS-Haushalt verschleppt worden.

Zuletzt hielt sie sich im Camp Hol bei Hesekê auf. Dort wurde sie von IS-Anhängerinnen, die nach dem finalen Sturm auf die letzte IS-Bastion Baghouz im ostsyrischen Deir ez-Zor vergangenen März von den QSD (Demokratische Kräfte Syriens) gefangengenommen wurden, als Sklavin missbraucht. Durch akribische Recherchen des Mala Êzîdiyan konnte ihr Aufenthaltsort ermittelt werden. Die Einrichtung kümmert sich nun um die psychische Erste Hilfe und gesundheitliche Versorgung der jungen Frau. Danach wird die Familie wieder zusammengeführt.

Das Mala Êzîdiyan ist eine Einrichtung, die sich der Suche nach den verschleppten Ezid*innen aus Şengal verschrieben hat. Nach Informationen des Vereinsvorstands gelten noch etwa 3.000 Ezidinnen und Eziden als vermisst. Aus dem Camp Hol konnten bisher 55 ezidische Frauen und 179 ezidische Kinder befreit werden. Die Einrichtung geht allerdings von weit mehr Verschleppten im Lager aus.

Angriff auf Şengal

Am 3. August 2014 wurde das ezidische Volk mit dem Einfall des IS in Şengal einem weiteren Völkermord, dem 74. Ferman, überlassen. Wer sich retten konnte, flüchtete in die Berge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Wer es nicht mehr aus der Stadt schaffte, wurde bestialisch ermordet. Tausende junge ezidische Frauen wurden entführt und auf Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Mehr als 12.000 Menschen wurden nach UN-Angaben ermordet, über 400.000 aus ihrer Heimat vertrieben. Etliche Frauen, Männer und Kinder werden bis heute vermisst.