Unter dem Motto „7000 Kurd*innen sind im Hungerstreik. Stiller Protest gegen das Schweigen der internationalen Gemeinschaft“ finden seit Samstag weltweit stille Protestaktionen statt, um gegen das Schweigen des seit Monaten andauernden Hungerstreiks tausender Menschen gegen die Totalisolierung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan zu protestieren.
Die Aktionen richten sich gegen die Ignoranz der EU, ihrer Institutionen, Politiker und Medien gegenüber der Hungerstreikbewegung mit ihrer Forderung „Dialog statt Isolation", den die HDP-Abgeordnete Leyla Güven im November 2018 initiiert hatte. Der von mehr als 7.000 politischen Gefangenen in türkischen Gefängnissen und zahlreicher Aktivist*innen getragene Massenprotest wird auch mehr als fünf Monate nach Beginn weiterhin totgeschwiegen.
In der kanadischen Stadt Toronto kamen aus diesem Anlass Kurdinnen und Kurden auf dem Yonge-Dundas Square in der Innenstadt zusammen, um bei einem stillen Protest die Erfüllung der Forderungen der Hungerstreikenden anzumahnen. Die Aktivistinnen und Aktivisten klebten sich als Symbol des Schweigens schwarzes Klebeband vor den Mund, trugen Plakate mit den Bildern von Leyla Güven und Yusuf Iba und verteilten Flugblätter mit den Forderungen der Hungerstreikenden. Der Aktivist Yusuf Iba befindet sich seit 92 Tagen im Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation Öcalans. Nachdem sich sein Gesundheitszustand gestern verschlechterte, wurde er abends in ein Krankenhaus in Toronto eingeliefert.
Zum Hintergrund des Hungerstreiks
Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 in der Türkei in Haft. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet.
Mit dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik werden Bedingungen für Öcalan gefordert, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.
Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei und die Aktion so lange fortgesetzt wird, bis die Isolation Öcalans vollständig aufgehoben ist.