Der Vorsitzende des sogenannten Führungsbüros der verbotenen Muslimbruderschaft, Mahmoud Ezzat, ist in Ägypten festgenommen worden. Wie das ägyptische Innenministerium am Freitag mitteilte, sei der 76-jährige Medizinprofessor, der 2013 zum interimistischen Nachfolger von Muhammad Badie ernannt wurde und auch verantwortlich für den militärischen Flügel der Organisation war, in einem Wohnhaus in Neu-Kairo aufgegriffen worden. Bei der Durchsuchung seien neben Anschlagsplänen und Propagandamaterial auch ein Computer sowie zahlreiche Mobiltelefone sichergestellt worden, mit denen die verschlüsselte Kommunikation mit Mitgliedern im In- und Ausland gewährleistet wurde.
Mit der Gefangennahme Ezzats, Mitglied im „Rat für islamische Lebensführung”, ist den ägyptischen Sicherheitsbehörden ein schwerer Schlag gegen die Muslimbruderschaft gelungen. Der Hardliner wird unter anderem beschuldigt, einen Generalstaatsanwalt, mehrere führende Militärs und Dutzende Zivilist*innen ermordet zu haben. Jahrelang war über seinen Aufenthaltsort spekuliert worden, seit wann er sich in der Metropolregion Kairos aufhielt, ist unklar.
Mahmoud Ezzat nach seiner Gefangennahme | Ägyptisches Innenministerium
Laut Ägyptens Innenministerium wurde Ezzat in Abwesenheit zwei Mal zum Tode verurteilt. Außerdem erhielt er in zwei anderen Verfahren jeweils lebenslange Haftstrafen.
Muslimbrüder im türkischen Exil
Auch die türkische Regierung in Ankara dürfte durch die Verhaftung Ezzats tief getroffen sein. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern haben sich seit dem Machtantritt von Abd al-Fattah as-Sisi nach dem Sturz des Muslimbruders Mohammed Mursi im Sommer 2013 rapide verschlechtert. Staatspräsident Erdoğan hat sich bis heute damit nicht abgefunden, dass die Strukturen der Muslimbrüder in Ägypten vorerst zerschlagen sind. Nach aktuellen Schätzungen leben heute bis zu 30.000 Mitglieder der radikal-islamistischen Organisation im türkischen Exil. Von dort aus führen sie die Muslimbruderschaft weiter.