Umfassende Vorbereitungen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien

Emine Osê, stellvertretende Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens, berichtet über die Vorbereitungen für das neue Jahr. Dabei geht es um den Schutz der Region und den Abschluss der Institutionalisierung des Systems.

Die stellvertretende Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Demokratisch-Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien, Eminê Osê, bewertet im ANF-Interview die Arbeiten der Selbstverwaltung im Jahr 2021 und gibt eine Perspektive für das kommende Jahr.


Können Sie sagen, dass Sie ein politisch erfolgreiches Jahr hinter sich haben?

In Bezug auf die Selbstverwaltung gab es im Jahr 2021 viele Erfolge, aber auch viele Herausforderungen. In erster Linie sind hier die schweren Embargos gegen Nord- und Ostsyrien zu nennen. Auch hörten die Angriffe auf die Region nie auf. Natürlich wurden aber auch große Fortschritte gemacht. Einer davon waren die vielen diplomatische Gespräche weltweit. Als Ergebnis dieser Verhandlungen wurde den selbsternannten syrischen „Oppositionskräften“ ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Gespräche in Genf, Astana und der Verfassungskommission sind damit gescheitert. Demgegenüber haben sich viele weitere diplomatische Türen für uns geöffnet.

Kann dies als Erfolg in Richtung einer Anerkennung der Selbstverwaltung betrachtet werden?

Im Mittelpunkt unserer politischen und diplomatischen Bemühungen stand die Anerkennung der autonomen Verwaltung. Es geht dabei darum, als demokratische Front die Grundlagen für eine Lösung der syrischen Krise zu schaffen. Wir werden unsere Bemühungen ausweiten, eine Roadmap für eine Lösung zu schaffen und deren Umsetzung sowohl auf Nord- und Ostsyrien als auch auf Gesamtsyrien zu fördern.

Was ist Ihre Strategie in Bezug auf die politischen Beziehungen für 2022?

Unsere Hauptstrategie wird darin bestehen, die Beziehungen zwischen den Völkern der Region zu stärken, aber auch stärkere diplomatische Beziehungen zu den Ländern des Nahen Ostens aufzubauen. Im Vergleich zu den europäischen Staaten haben wir keine Repräsentationen dort. Es wird daran gearbeitet werden, solche Vertretungen zu eröffnen.

Welche Bedrohungen sehen Sie und welche Vorbereitungen werden Sie diesbezüglich treffen?

Die Bemühungen, das Projekt der demokratischen Nation durch das Ausspielen der Menschen gegeneinander mit Hilfe von Spezialkriegsmethoden zu vernichten, werden 2022 fortgesetzt werden. Die Situation kann sich sogar noch verschlimmern. Auf der einen Seite versucht die Regierung in Damaskus, die Niederlage der Opposition zu nutzen, um sich stärker darzustellen, andererseits stellen die türkische Besatzung und die Elemente, die sie in der Region geschaffen haben, eine große Gefahr dar. Wir werden uns insbesondere darum bemühen, die Auswirkungen des Spezialkriegs zu neutralisieren. Wir werden daher einen noch stärkeren Schwerpunkt auf Organisierung legen. Nach dem Gesellschaftsvertrag und den Wahlen wird nun unser organisatorisches System eine unserer wichtigsten Aufgaben sein. Eine weitere wichtige Arbeit wird darin bestehen, alle unsere Ressourcen zu mobilisieren, um sicherzustellen, dass unser Volk durch das Embargo nicht beeinträchtigt wird.

Es gab zahlreiche Gespräche zwischen der Selbstverwaltung und der Regierung in Damaskus. Auf welcher Ebene fanden diese Treffen statt?

Das Beharren der Regierung in Damaskus auf der Verhinderung einer Lösung, die Missachtung des Willens des Volkes und die Priorisierung der eigenen Machtposition haben es uns bisher nicht ermöglicht, in Gesprächen Ergebnisse zu erzielen. Russland und andere ausländische Mächte haben nie ernsthafte Anstrengungen unternommen, den Syrienkonflikt zu lösen. Das bedeutet aber nicht, dass wir unser Lösungsprojekt aufgeben. Unser Grundprinzip ist eine interne Lösung in Syrien. Wir bemühen uns ständig, die Tür für den Dialog und eine dauerhafte Lösung zu öffnen.

Es sieht so aus, als würden die militärischen und politischen Angriffe weitergehen. Was setzen Sie dem entgegen?

Eines der Projekte der Selbstverwaltung für das Jahr 2022 besteht darin, diese Angriffe zu verhindern. Wir haben die Kraft dazu. Der Feind soll sich nicht einbilden, uns auf ökonomischem oder organisatorischem Terrain beeinträchtigen zu können, denn sein Spezialkrieg wie auch die militärischen Angriffe werden nichts bringen. Unser Volk wird immer mit großer Opferbereitschaft an der Seite seiner eigenen Kräfte stehen und seine Errungenschaften verteidigen.

Was können Sie über Ihre anderen Ziele und Projekte für 2022 berichten?

Für Gesundheit, Wirtschaft, Bildung und kommunale Dienstleistungen wurde ein spezifisches Budget bereitgestellt. Gleichzeitig haben wir im nächsten Jahr wichtige Arbeit vor uns, um sicherzustellen, dass dem Volk mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen und dass es sich im Kriegsfall selbst versorgen kann. Es geht auch darum, nach dem Gesellschaftsvertrag und den Wahlen alle Bereiche weiter zu organisieren und zu institutionalisieren. Es wurden wichtige Vorbereitungen geschaffen, um dieses System aufzubauen und funktionieren zu lassen. Unsere Jugend-, Frauen-, Wirtschafts-, Gesundheits-, Kommunal- und Bildungsabteilungen arbeiten hart. Alle unsere Institutionen und Gremien haben ihre Jahrespläne veröffentlicht, dementsprechend wollen wir mit einer stärkeren Vorbereitung in das neue Jahr gehen und alle Aufgaben, die wir vor uns haben, mit großem Erfolg abschließen.