Tadschikistan holt über 100 IS-Frauen und Kinder aus Nordostsyrien

Die nordostsyrische Autonomiebehörde (AANES) hat über hundert IS-Frauen und Kinder an Tadschikistan übergeben. In der Autonomieregion sind weiterhin über 10.000 Islamisten aus über 60 Ländern interniert.

Die nordostsyrische Autonomiebehörde (AANES) hat über hundert IS-Frauen und Kinder an Tadschikistan übergeben. In der Gruppe befanden sich 31 Frauen und 73 Kinder aus Tadschikistan und eine Frau aus Kasachstan mit vier Kindern. Für die Rückführung der Frauen und Kinder war eine Delegation in die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gereist, um ein offizielles Übergabeprotokoll mit Bedran Çiya Kurd, Ko-Vorsitzender der AANES-Abteilung für auswärtige Beziehungen, zu unterzeichnen. Vorher fand ein Austausch über die Beziehungen zwischen Tadschikistan und der AANES und den Antiterrorkampf in der Region statt.

Bedran Çiya Kurd unterstrich in dem Gespräch die Notwendigkeit tragfähiger Lösungen für die seit der Zerschlagung des IS-Kalifats im Frühjahr 2019 internierten Islamisten. Tausende verhaftete IS-Mitglieder müssten vor Gericht gestellt werden, zudem müsse eine Lösung für deren Kinder gefunden werden.

Die Ehefrauen, Witwen und Kinder internierter IS-Mitglieder sind in den beiden Lagern Roj und Hol untergebracht. Camp Hol, das ursprünglich für irakische Geflüchtete errichtet wurde, die Anfang der 1990er Jahre vor dem Golfkrieg und 2003 vor der US-Invasion im Irak geflohen waren, beherbergt heute über 55.000 Personen, darunter mehr als 8.000 ausländische IS-Frauen und Kinder aus 56 Ländern. Das kleinere Lager Roj besteht aus zwei Bereichen: einem Sektor für vertriebene Iraker:innen und einem für ausländische Ehefrauen und Kinder von IS-Mitgliedern, insgesamt 2600 Personen aus über 60 Ländern. In den Gefängnissen in der Autonomieregion sind über 10.000 Islamisten aus 60 Ländern inhaftiert.

Bisher 108 IS-Frauen und Kinder nach Deutschland zurückgeführt

Tadschikistan hat bereits im Juli 2022 146 IS-Frauen und Kinder aus Nordostsyrien zurückgeholt. Die AANES fordert seit der Zerschlagung der letzten IS-Enklave al-Bagouz im Frühjahr 2019 Unterstützung für den Umgang mit den internierten IS-Anhänger:innen und insbesondere die Rückführung ausländischer Dschihadistinnen und ihrer Kinder. Nach Angaben des Auswärtigen Amts sind die Rückholaktionen nach Deutschland vorerst beendet. Zuletzt wurden im November 2022 eine Frau und vier Kinder von der AANES an eine deutsche Delegation übergeben. Damit sind in mittlerweile sieben Rückführungen insgesamt 27 Frauen, 80 Kinder und ein Heranwachsender aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien in die Bundesrepublik gebracht worden.