Syrien und Saudi-Arabien verhandeln über konsularische Dienste

Mehr als zehn Jahre nach Abbruch ihrer Beziehungen verhandeln Syrien und Saudi-Arabien über die Wiederaufnahme konsularischer Dienste.

Mehr als einem Jahrzehnt nach Abbruch ihrer Beziehungen infolge des Syrien-Krieges verhandeln das Regime in Damaskus und Saudi-Arabien über die Wiederaufnahme konsularischer Dienste. Das berichtete der staatliche saudische Fernsehsender Al-Ekhbariya am Donnerstagabend unter Berufung auf das Außenministerium in Riad. Eine Einigung werde nach Ende des Fastenmonats Ramadan im April angestrebt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen im syrischen Außenministerium.

Der Schritt in Richtung einer diplomatischen Normalisierung wäre für Syriens Gewaltherrscher Baschar al-Assad ein wichtiger politischer Gewinn. Nach zwölf Jahren eines brutal geführten Krieges gegen die eigene Bevölkerung ist Assad international stark isoliert. Dank der Erdbebendiplomatie feiert der Diktator aber seine Rückkehr in die arabische Staatengemeinschaft und nutzt die Naturkatastrophe vom 6. Februar für seine Rehabilitation in der Region - etwa bei seltenen Auslandsreisen im Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Saudi-Arabien hatte die Beziehungen zu Syrien 2012 gekappt und seinen Botschafter abberufen. Zu Beginn des „Arabischen Frühlings“ in Syrien war Assad im Zuge des saudischen Strebens nach regionaler Führerschaft, und um die Distanz zu Iran zu erhöhen, noch unterstützt worden. Im Spätsommer 2011 veränderte sich die saudische Herangehensweise an die Syrien-Krise jedoch, da die plötzliche Chance eines Sturzes von Assad als Gelegenheit für das Königreich auftauchte, die syrisch-iranische Achse zu schwächen und seine regionale Führerschaft in der Region zu stärken. Dazu gehörte auch die Unterstützung und Bewaffnung verschiedener extremistischer Milizen in Syrien.

Riad trug auch entscheidend dazu bei, Syriens Mitgliedschaft in der Arabischen Liga auszusetzen. Im Fall einer diplomatischen Normalisierung der Beziehungen mit Saudi-Arabien stünde auch einer Rückkehr der Damaszener Führung in die internationale Organisation arabischer Staaten praktisch nichts mehr im Wege. Saudi-Arabien richtet im Mai das Gipfeltreffen der Arabischen Liga aus. Deren Generalsekretär Ahmed Abul Gheit sagte erst kürzlich, die meisten Mitgliedsstaaten hofften auf die Wiederherstellung der 2011 suspendierten Mitgliedschaft Syriens.

Die Annäherung Syriens an die „arabische Widerstandsachse“ wäre eine weitere große politische Verschiebung in der Region. Vor zwei Wochen kündigten bereits die rivalisierenden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran eine Wiederaufnahme bilateraler Beziehungen an, ein Treffen ihrer Außenminister soll bald stattfinden. Der Iran ist im Syrien-Krieg neben Russland der wichtigste Verbündete von Regimechef Assad.