SOHR: Plünderung und Vertreibung in Efrîn halten an
Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) hat einen Bericht zur Situation im türkisch besetzten Efrîn veröffentlicht.
Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) hat einen Bericht zur Situation im türkisch besetzten Efrîn veröffentlicht.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit Sitz in London hat einen Bericht zur Situation in Efrîn veröffentlicht. Demnach sind fünf Wochen nach der Besatzung der nordsyrischen Stadt durch Truppen der türkischen Armee und rekrutierter Dschihadisten Folter und Entführungen noch immer an der Tagesordnung.
Fast alle Familien vertrieben
Nach Angaben von SOHR setzen das türkische Militär und seine Milizen ihre Politik der aktiven demografischen Veränderung der Region fort. Im Zuge dessen seien bereits mehrere Hunderttausend Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden. Fast alle in der Stadt Efrîn ansässigen Familien sollen mittlerweile vertrieben und ihre Häuser beschlagnahmt worden sein.
Häuser durch Markierung für Plünderung freigegeben
Damit erkenntlich sei, welche dschihadistische Gruppierung die Häuser, Geschäfte oder Landgut für sich beansprucht, sollen die Gebäude entsprechend farblich markiert worden sein.
Ehemalige Bewohner*innen der Region werden systematisch daran gehindert, in ihre Häuser zurückzukehren, heißt es weiter. Im Rahmen einer Vereinbarung halte die Ansiedlung von Dschihadisten und deren Familien, die aus Aleppo und Ost-Ghouta evakuiert worden sind, weiterhin an. Die in der Stadt verbliebene lokale Bevölkerung werde indes von den Besatzern rücksichtslos behandelt. Demnach seien das Stadtzentrum und angegliederte Dörfer regelrecht zu militärischen Stützpunkten umfunktioniert worden, insbesondere das Dorf Kafr Safra. Zivilist*innen dürften die Gebiete nicht betreten, die der Kontrolle der türkischen Truppen und Dschihadisten unterliegen, heißt es in dem Bericht.
Folter
Auch die systematische Anwendung von Folter durch die Besatzungsmacht wird von der Beobachtungsstelle angeprangert. So werden kurdische Jugendliche in Kontrollzentren verschleppt und massiver Folter ausgesetzt. Lediglich durch die Zahlung von Lösegeld sei es möglich, die Entführungsopfer freizukaufen und somit vor ihrem sicheren Tod zu bewahren.
Kritik an den Vereinten Nationen
In dem Bericht wird ebenfalls die passive Haltung der UN-Menschenrechtskommission sowie anderer internationaler Menschenrechtsorganisationen kritisiert. Hilfsleistungen für die in die Flucht getriebene Bevölkerung Efrîns seien nicht ausreichend. Noch immer gäbe es einen erheblichen Mangel an humanitären Hilfsmitteln. Die Situation für die Menschen vor Ort verschlechtere sich von Tag zu Tag, heißt es.