Porträt eines türkeitreuen Dschihadisten

Dieses Porträt eines türkeitreuen Dschihadisten zeigt die organischen Verbindungen zwischen der rechtsextremen Turkmenischen Front, der dschihadistischen Al-Nusra-Front und den gemeinsam mit dem türkischen Staat in Efrîn einfallenden Milizen auf.

Das Leben des Dschihadisten Recep Özacar aus dem Dorf Golani (Önevler) in Adiyaman endete in Efrîn. Er wurde zum „Märtyrer“ erklärt und sein Leichnam gestern zurück in seine Heimat gebracht. Die Nachrichtenagentur ANHA hat recherchiert und legt Fotos und Dokumente vor, die Özacars Verbindungen belegen.

Recep Özacar kam erstmalig als Milizionär der rechtsextremen Turkmenischen Front, die vom türkischen Staat intensiv unterstützt wird, nach Syrien. Er kämpfte in der Einheit des türkischen Faschisten Alparslan Çelik, die für die Ermordung eines abgestürzten russischen Piloten verantwortlich ist. Zu dieser Zeit kehrten die meisten türkischen Rechtsextremisten, die mit Özacar in der Turkmenischen Front gekämpft haben, in die Türkei zurück. Unter der Gruppe, die den russischen Piloten ermordet hat, findet sich außer Çelik noch ein weiterer wichtiger Name. Es handelt sich um Fatih Kaya, den Führer der nach dem 15. Juli Putschversuchs in der Türkei ins Leben gerufenen „Spezialkräfte des Volkes“ (HÖH). Die HÖH sind eine 7.000 Mann starke bewaffnete AKP-Bürgermiliz, die sich offiziell Anfang Februar 2018 aufgelöst hat. Sie waren in die Lynchangriffe auf vermeintliche Putschisten verwickelt. Özacar gehörte ebenfalls zu den HÖH. Fatih Kaya trat mehrfach zusammen mit dem türkischen Regimechef Erdoğan auf und hatte in einem Interview erklärt, zehn Jahre in der türkischen Armee gedient zu haben.

Fatih Kaya hat Özacar nach dessen Tod in den sozialen Medien als seinen „Waffenbruder“ bezeichnet und gemeinsame Bilder veröffentlicht. Ein wichtiges Detail fällt dabei ins Auge, er schreibt: „Erst gestern habe ich deine schöne, lachende Stimme in einem minutenlangen Gespräch gehört.“ Folgt man dem Link auf Kayas Account zu Özacar, entdeckt man weitere wichtige Informationen: Özacar ist als „Mudschaheddin“ im Dschihad in Idlib zu sehen.

Nationalist in der Turkmenischen Front und Dschihadist in Idlib

Aus Özacars Beiträgen in den sozialen Medien wird deutlich, dass er sich der syrischen Al-Qaida-Fraktion al-Nusra angeschlossen hat. Al-Nusra ist offiziell von der Türkei als terroristisch bezeichnet worden, arbeitet aber in Idlib ganz offen mit der türkischen Armee zusammen. Aus dem Profil geht hervor, dass der AKP/MHP-Unterstützer Özacar gleichzeitig als Dschihadist und als Rechtsextremer agierte. Zu seinen letzten Postings gehören Aufnahmen, auf denen er in türkischer Armeekleidung mit türkischer Fahne den faschistischen „Wolfsgruß“ macht und andere, auf denen er in Idlib mit langem Bart die Hand zum Dschihadistengruß hebt.

Von al-Nusra nach Efrîn

Özacar blieb für längere Zeit bei der al-Nusra in Idlib. Am 11. März postet er, dass er ungeduldig darauf warte, sich dem Kampf in Efrîn anzuschließen. Am 30. März kam er in Efrîn ums Leben.

Ihm nahestehende Kreise kommentieren seinen Tod so: „Recep Özacar, gemeldet im Dorf Gerger Golani, ist zum Märtyrer des heiligen Krieges in den Reihen der FSA in Afrin geworden.“ Der Vorsitzende der HÖH, Fatih Kaya, deklariert Özacar ebenfalls zum Märtyrer. Auch der MHP-Politiker Evren Kaya, der bei der türkischen Fußball-Föderation arbeitet, teilt ein Video mit Özacar und weiteren Dschihadisten und erklärt: „Mein werter Kamerad, der Mudschaheddin Recep Özacar, kämpfte am Turkmen-Berg und leistet jetzt einen großen Kampf in Idlib. Auf dem Weg Turans. Sie kämpfen für die erhabene türkische Nation, mit Gottes Erlaubnis, lasst uns diesen Helden helfen, jeder soll tun, was er kann, um jeden Preis! Schreibt mir oder Recep Özacar private Nachrichten, ihr könnt dann auf seine Kontonummer einzahlen. Es gibt kein Ich oder Du, sondern nur ein Wir. Wir sind eine große Familie, gemeinsam sind wir die erhabene türkische Nation!“

ANHA