Plünderungen und Folter in Efrîn

Der türkische Staat und seine Milizen setzen ihre Plünderungen, Entführungen, Folter und Beschlagnahme von Besitztümern der Bevölkerung in Efrîn fort. In der Region werden systematisch Kriegsverbrechen begangen.

Der türkische Staat setzt sein Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung von Efrîn fort. Die Besatzungstruppen, die aus Mitgliedern von al-Nusra, der FSA und dem IS bestehen, plündern die Region und führen ethnische Säuberungen durch. Vor der Besetzung von Efrîn sind durch das Bombardement der türkischen Armee Hunderte Zivilist*innen getötet worden, nach der Besetzung finden nun Verschleppungen, Hinrichtungen, Raub und Plünderungen statt.

Die Geflüchteten leben in den Regionen Şehba und Şêrawa unter schwersten Bedingungen, während ihre Häuser und ihr Besitz vom türkischen Staat geraubt und unter seinen Milizen verteilt wird.

Rückkehrer*innen in Gefahr: Folter und Exekutionen

Menschen, die zuvor aus der Region geflohen waren und aus Şehba und Şêrawa zurückgekehrt sind um ihre Besitztümer zu kontrollieren, sind zu Opfern von Attacken geworden. Einige von ihnen sind entführt und hingerichtet worden, andere sind grausam gefoltert worden. Çemê Hemso musste aufgrund der Angriffe des türkischen Staates aus seinem Dorf Beradê nach Şehba fliehen. Später war er gemeinsam mit seiner Partnerin nach Beradê zurückgekehrt, um nach ihrem Haus und ihren Feldern zu sehen. Dabei wurde er von den Milizionären angegriffen. Sie hatten Waffen von ihm gefordert, doch als sie das was sie suchten nicht fanden, folterten sie ihn. Çemê Hemso berichtet, dass die Milizen jede Person unter einem anderen Vorwand angreifen.

Sie wollten Waffen und schlugen mit dicken Knüppeln zu

Hemşo berichtet folgendes: „Wir sind in unser Dorf gegangen, um unser Land und unser Haus zu kontrollieren. Als wir das erste Mal dort waren haben sie nichts gesagt. Die ersten drei Tage kümmerten sie sich nicht um uns. Nach drei Tagen kamen sie zu unserer Tür und riefen mich. Sie sagten zu mir, du hast eine Waffe zu Hause, gib sie her. Ich sagte ihnen: ‚Meine Frau und ich sind alte Menschen, was haben wir mit Waffen zu schaffen‘. Sie drohten: ‚Dann hol sie doch von Gott, woher du sie bringst ist egal, aber bring uns Waffen‘. Sie fingen an, mich zu schlagen. Sie schlugen mich mit dicken Knüppeln. Meine Frau hat unsere Tochter bei der Hand genommen und ist schnell weg. Wir hatten Angst, dass sie unserer Tochter etwas antun. Sie haben mich, bis ich nicht mehr konnte, zusammengeschlagen.“

 

Sie haben unser Haus und Ländereien genommen

Hemso berichtet weiter: „Nachdem sie weg waren, bin ich gegen 2.00 Uhr nachts mit meiner Frau geflohen. Am folgenden Tag waren sie wieder da, aber wir hatten uns gerettet. Sie haben mein ganzes Haus verwüstet. Sie haben nichts gelassen. Ich hatte 150 Olivenbäume, das ist alles weg. Mein Haus, alles haben sie genommen.“

Landwirtschaftliche Produkte werden gestohlen und Tribut erpresst

Die Milizen erpressen als sogenannte „Steuern“ Tribut von der Bevölkerung. Eine Quelle aus dem Dorf Şingêlê berichtet, dass die Milizen alle Obstprodukte und alle Produkte der Weinberge beschlagnahmt haben und diese in Azaz und Idlib verkaufen. Ebenso würde das türkische Militär auf alle Produkte 95 Prozent Steuern erheben. Die Leichen von Zivilist*innen liegen immer noch auf den Feldern.

Gesundheitszentrum in Badina

Der türkische Staat hat über seine Presseorgane verbreiten lassen, dass die Kreisstadt Badina von Trümmern gereinigt und ein Gesundheitszentrum eröffnet wurde. Ein Bewohner der Stadt berichtet, dass die Milizen dieses Gesundheitszentrum zur Behandlung ihrer eigenen Verletzten eingerichtet hätten und dass Zivilist*innen dort keine Versorgung erhielten. Auch die Beseitigung von Schutt betreffe nur die Häuser, die der Zivilbevölkerung von den Milizen weggenommen wurden.

Alleine in Badina sind demnach mehr als 50 Häuser zerstört worden. Die Namen der Besitzer*innen dieser Häuser liegen vor.