Osman: Türkei verfolgt multiple Pläne gegen die Kurden

Der südkurdische Journalist Hiwa Mahmut Osman schildert nach einer Reise nach Rojava seine Eindrücke: Die Türkei verfolge multible Pläne gegen die Kurden, sowohl in Rojava als auch in Südkurdistan.

Der aus Südkurdistan stammende Journalist und Autor Hiwa Mahmut Osman hat Rojava seit Beginn der Revolution vor acht Jahren etliche Male besucht und mit Vertreterinnen und Vertreter der Verteidigungskräfte und der Autonomieverwaltung gesprochen. Nach der Rückkehr von seiner letzten Reise hat er sich in Silêmanî gegenüber ANF zu seinen Eindrücken geäußert:

„Die wirtschaftliche Lage in Rojava ist sehr schlecht. Es herrschen Kriegsbedingungen. Trotzdem ist die Sicherheitslage viel besser als die ökonomische. Die Bevölkerung von Rojava ist mit der Einigung, die zwischen den QSD, der PYD, den „Parteien der geeinten Nation Kurdistan“ und dem ENKS getroffen wurde, offensichtlich sehr zufrieden. Wann es in diesem Zusammenhang zu ernsten Gesprächen und konkreten Ergebnissen kommt, ist allerdings noch unklar.“

Wie Osman weiter ausführt, herrscht in der Region die Sorge über mögliche Angriffe der Türkei und des syrischen Regimes. Der türkische Staat verfolge multible Pläne gegen die Kurden, sowohl in Rojava als auch in Başur (Südkurdistan): „Es wird versucht einzuschätzen, wie sich die Dinge entwickeln, wenn die USA vollständig abziehen sollten. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich Russland und das Regime bei einem US-Abzug auf einen Angriff auf die Region einigen könnten. Das bereitet ernste Sorgen. Es herrscht auch noch keine Klarheit, welche Schritte dann gesetzt werden.“

In Rojava seien neben den USA und Russland noch viele weitere Kräfte präsent, sagt Osman. Ihre Stationierung nach der Besetzung von Serêkaniyê (Ras al-Ain) habe Rojava zersplittert. Die jeweilige Positionierung in der Region sei über Zweier- oder Dreierabkommen erfolgt:

„Durch die Bündnisse zwischen den in Rojava präsenten Mächten ist Rojava nach der Besatzung von Serêkaniyê geteilt. An einer Stelle halten sich US-Kräfte auf, an einem anderen Ort russische Kräfte und wiederum an anderen Orten sind Grenzschutztruppen des Regimes. Das ist alles über zwei oder drei Abkommen erfolgt. Diese Situation ist durch Absprachen zwischen den USA, Russland und der Türkei entstanden. Dabei sind die jeweiligen Gebiete festgelegt worden. Laut der getroffenen Abkommen darf niemand einen Schritt weiter auf das Territorium von Rojava setzen.

Die Leitung der QSD verfolgt eine gute Politik, aber es muss aufmerksam das Kräftegleichgewicht beobachtet werden, dass sich zwischen den USA, Russland, der Türkei und dem Regime entwickelt. Bisher es den QSD gelungen, das muss so weiter gehen. Die Verteidigung Rojavas hängt von dem Wissen über das Verhältnis zwischen diesen Kräften und das dabei entstehende Gleichgewicht ab. Auch die Bemühungen um das Entstehen einer Einheit laufen gut. Es wird eine gute Arbeit für die Entwicklung einer Einheit zwischen den Kurden und den anderen Ethnien in Rojava geleistet. Als Ergebnis muss dabei ein Verständnis entstehen, nach dem Rojava gemeinsam verwaltet und verteidigt wird.“