Neue Zeltstadt für Geflüchtete aus Serêkaniyê

Im nordsyrischen Kanton Hesekê wird eine weitere Zeltstadt für Geflüchtete aus Serêkaniyê errichtet. Internationale Hilfsorganisationen leisten keine Unterstützung.

Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat im Kanton Hesekê mit dem Bau eines neuen Camps für die aus Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Zirgan (Abu Rasen) geflohenen Schutzsuchenden begonnen. Einige Familien sind in der noch nicht fertiggestellten Zeltstadt bereits eingezogen.

Seit der Nato-Partner Türkei am 9. Oktober 2019 gemeinsam mit seinen dschihadistischen Hilfstrupps eine völkerrechtswidrige Invasion in den selbstverwalteten Gebieten von Rojava begonnen hat, sind mindestens 480 Zivilist*innen ums Leben gekommen. Mehr als 1.070 Zivilist*innen wurden verletzt, knapp 300.000 sind auf der Flucht.

Im Camp Waşokanî, das etwa zwölf Kilometer westlich der Kantonshauptstadt Hesekê liegt, und in Zusammenarbeit mit dem Kantonsrat von Hesekê und dem Komitee für Umweltangelegenheiten errichtet wird, laufen die Infrastrukturarbeiten auf Hochtouren. Der Bau der Kanalisation, Sanitäranlagen, Trinkwasserleitung und einer Cafeteria soll in den nächsten Wochen abgeschlossen sein. Straßenbaumaschinen sind seit Tagen im Dauereinsatz. Auch werden Trinkwasserdepots angelegt. Das Waşokanî-Lager entsteht wie viele weitere Camps in der Region mit beschränkten Mitteln der Autonomieverwaltung ohne die Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen.

Rojhat Ali, Berater für Camp-Management der Cizîrê-Region, kritisiert die Ignoranz internationaler Hilfsorganisationen. Insbesondere der bevorstehende Winter drohe zu einer humanitären Katastrophe zu werden. „Alle Bedürfnisse der Camp-Bewohner werden von der Kantonsverwaltung und dem Kurdischen Roten Halbmond gedeckt. Zwar wurden internationale Organisationen bereits mehrfach zur Unterstützung für die Geflüchteten aufgerufen, bisher jedoch vergeblich.”

Waşonakî ist ein alter Name von Serêkaniyê. Die Stadt ist auch unter den Namen Aşukani, Rēš Aynā oder Ain Warda bekannt und besitzt eine Siedlungsgeschichte, die bis ins 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, also ins ausgehende Neolithikum zurückreicht. Waššukani war die Hauptstadt des Mitanni-Reichs, das in der Mitte des 2. Jahrtausend v. u. Z. von Antakya bis hinter Mossul reichte.