Mustafa Bali: Türkei bombardiert ohne Rücksicht auf Zivilisten

Das türkische Militär bombardiert die Region ununterbrochen ohne Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern, erklärt der QSD-Pressesprecher Mustafa Bali. Bodentruppen sind bisher zurückgeschlagen worden.

Mustafa Bali, der Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), hat sich gegenüber ANF zur Situation im nordsyrischen Grenzgebiet geäußert:

„Vom Tigris bis zum Euphrat, also von Dêrik bis nach Kobanê, finden an der gesamten Grenzlinie Militärbewegungen statt. Die ganze Grenzregion Rojavas wird angegriffen, alle Dörfer und Städte. Die Angriffe erfolgen ununterbrochen aus der Luft mit Kampfbombern und vom Boden mit schweren Waffen. Es wird kein Unterschied zwischen Zivilisten und Kämpfern gemacht.

Dutzende Bodenvorstöße zurückgeschlagen

Laut Bali kämpfen die QSD an der Front und konnten Bodenvorstöße bisher zurückschlagen: „Die QSD-Einheiten sind aktiv und kämpfen an vorderster Front gegen die Besatzung. Seit gestern haben Dutzende Versuche einer Bodenoperation stattgefunden. Alle wurden zurückgeschlagen. An einigen Stellen haben die Besatzer vielleicht ein paar Schritte gesetzt, aber es finden überall Gefechte statt. Der türkische Staat und seine Dschihadisten haben schwere Schläge einstecken müssen. Im Moment liegen keine genauen Zahlen vor, aber nach Angaben unserer Einheiten hat die türkische Armee schwere Verluste sowohl an Soldaten als auch an militärischen Mitteln.“

Luftraum steht weiter offen

Der Luftraum über der Region steht dem türkischen Staat weiterhin offen und es wird ununterbrochen bombardiert, sagt der QSD-Pressesprecher: „Die türkische Luftwaffe bombardiert alle Orte, an denen sie menschliche Bewegungen ausmacht. Zuletzt ist ein ziviler Konvoi angegriffen worden, der auf dem Weg von Raqqa nach Girê Spî (Tall Abyad) war. Drei Menschen sind ums Leben gekommen, andere wurden verletzt.“

„Die Berge sind nicht mehr unsere einzigen Freunde“

An das kurdische Volk und die internationale Öffentlichkeit appelliert Bali: „Es handelt sich um den letzten Versuch des türkischen Staates, einen Genozid am kurdischen Volk zu verüben. Das gesamte kurdische Volk muss sich entsprechend in Bewegung setzen. Es muss sich selbst vertrauen. Der türkische Staat verfügt zwar über die fortschrittlichste Waffentechnologie, aber das kurdische Volk hat einen festen Freiheitswillen, den es nicht verlieren möchte. Wir haben inzwischen viele Freundinnen und Freunde auf dieser Welt. Einflussreiche Politiker und ganze Staaten unterstützen uns. Wir haben auf politischer und diplomatischer Ebene Erfolge erzielt, gerade das ist es ja, was den türkischen Staat wütend macht. Die Türkei will alle kurdischen Errungenschaften zerstören, aber die Kurden sind nicht mehr in der Position, dass nur noch die Berge ihre Freunde sind. Wir haben auf der ganzen Welt Freunde, wir haben politische und diplomatische Kontakte. Das stört die Türkei sehr und sie greift an. Aus diesem Grund muss das kurdische Volk überall aktiv sein und Widerstand leisten. Wir werden diese Besatzung gemeinsam beenden.

Der internationalen Öffentlichkeit teilen wir mit, dass es sich bei dem Kampf gegen die Besatzung um einen Kampf für Demokratie handelt. Wer für Demokratie und Frieden eintritt, muss unseren fünfjährigen Kampf gegen den IS und den von uns gezahlten Preis sehen und uns auf dieser Grundlage unterstützen.“

IS-Gefangene sind Anlass zur Besorgnis

Zur Situation der gefangenen Islamisten teilt Bali mit: „Die IS-Mitglieder in den Gefängnissen und ihre Familien in den Camps bieten Anlass zur Sorge. Die Militärräte in den Gebieten, in denen sich die Camps befinden, haben Erklärungen abgegeben und sind an die Front gezogen. Insbesondere der Militärrat von Hol, wo sich das größte Camp befindet, hat mitgeteilt, seine Einheiten abzuziehen und ins Kriegsgebiet zu schicken. Das bedeutet natürlich, dass es zu Sicherheitslücken kommen kann. Es besteht das Risiko, dass der IS dort angreift, wo er Erfolge vermutet. Inzwischen ist die Situation der Camps und der Gefängnisse besorgniserregend. Das sollte die ganze Welt wissen.“