Mit begrenzten Möglichkeiten Hilfe für Hunderttausende

Während die Angriffe auf Efrîn pausenlos weitergehen, übernimmt Heyva Sor a Kurd mit den begrenzten Möglichkeiten, die in der Region bestehen, die medizinische Versorgung von mehr als 170.000 Geflüchteten.

Hunderttausende haben Efrîn auf der Flucht vor dem türkischen Staat und seinen verbündeten Dschihadisten-Milizen verlassen. Sie leben nun unter schweren Bedingungen im Kanton Şehba. Einer der wichtigsten Unterstützer der Geflüchteten ist der Kurdische Rote Halbmond – Heyva Sor a Kurd. Heyva Sor a Kurd ist in allen vier Teilen Kurdistans aktiv und arbeitet mit begrenzten Möglichkeiten auf der Grundlage der Unterstützung des kurdischen Volkes und seiner Freund*innen.

Krankenwagen von Heyva Sor wurden immer wieder zum Angriffsziel des türkischen Staates im Rahmen der Invasion des Kantons Efrîn. Trotz aller Widrigkeiten setzt Heyva Sor seine Arbeit in der Region fort. ANF hat mit Vertreter*innen aus der Leitung von Heyva Sor a Kurd über die Versorgungslage und die Arbeitsbedingungen gesprochen.

„Wir haben auch schon früher Geflüchteten geholfen“

Wie Emer Mihemed, einer der Ärzte der Efrîn-Abteilung von Heyva Sor a Kurd, berichtet, ist schon lange vor der türkischen Militärinvasion in Efrîn, seit Beginn des Syrienkrieges, damit begonnen worden, die Flüchtlinge, die aus ganz Syrien gekommen waren, zu versorgen. In den vergangenen sieben Jahren habe Heyva Sor a Kurd in Efrîn Hunderttausende Flüchtlinge versorgt, so Mihemed: „Wir hatten zwei Camps in Efrîn. Das Şehba- und das Rûbar-Camp. Diese Aufgaben sind nicht neu für uns, wir leisten seit Jahren solche Dienste.“

Sieben Gesundheitszentren eingerichtet

Seit dem Beginn der Invasion des türkischen Staates arbeitet Heyva Sor a Kurd pausenlos für die Betroffenen der Angriffe, für die Fliehenden und Evakuierten. „Wir setzen nun unsere Arbeit in der Şehba-Region fort. Nach der Evakuierung der Bevölkerung haben wir schnell in Şêrawa zwei und in Şehba fünf, also insgesamt sieben Gesundheitszentren eingerichtet und unsere Arbeit mit unseren begrenzten Möglichkeiten fortgesetzt. Jetzt bieten wir an sieben Punkten vor allem Gesundheitsunterstützung an.“

Alle Arbeiten werden dokumentiert

In den sieben Zentren werden laut Mihemed täglich etwa 400 Personen versorgt. Alle von den Unterstützungskomitees gesammelten Spenden würden an die Hilfsbedürftigen weitergeleitet und die gesamte Arbeit dokumentiert. Mihemed sagt: „Wir haben hier Komitees für Gesundheit, Babymilch, Nahrungsmittel und Unterkunft gebildet und versuchen unsere Bevölkerung in Arbeitsteilung zu unterstützen.“

„Wir arbeiten mit Unterstützung der Bevölkerung“

Rim Karho ist Apothekerin in der Efrîn-Abteilung von Heyva Sor a Kurd. Die Bevölkerung von Efrîn mache schwere Tage durch, sagt sie. In dieser schwierigen Zeit werde versucht, alle Möglichkeiten zu mobilisieren, um den Menschen zu helfen. Rim Karho weist auf die andauernde Unterstützungsarbeit in Europa und den anderen Teilen Kurdistans hin und erklärt, dass keinerlei Hilfe von internationalen Institutionen komme.

„Wir können keine Operationen durchführen“

Die Bevölkerung von Efrîn habe beim Verlassen ihrer Heimat nichts mitnehmen können, erläutert die Apothekerin. „Unsere Bevölkerung lebt hier in Ruinen, Zelten und in vermintem Gebiet. Es gibt massive Probleme mit der Hygiene und der Wasserversorgung. Dies zeigt sich insbesondere in Krankheiten bei den Kindern. Es gibt keine Möglichkeiten zur Hygiene. Mit dem wärmer werdenden Wetter werden wir noch größere Probleme bekommen. Daneben können wir auch viele Gesundheitsdienstleistungen nicht erfüllen. Unsere chirurgischen Geräte und unsere Operationswerkzeuge sind in Efrîn geblieben. Dort ist unser Krankenhaus bombardiert worden. Wir können keine chirurgischen Eingriffe durchführen. In den letzten Tagen sind zwei Kinder durch Minen verletzt worden. Einer war 17, der andere 14 Jahre alt. Aber wir konnten nichts tun, und nach sehr langen Bemühungen haben wir sie in die Zehra-Region geschickt.“

250.000 Menschen ohne Krankenhaus

Laut Karho fehlt es auch an medizinischem Material: „Hier sind etwa 170.000 Menschen aus Efrîn und Şehba selbst hat eine Bevölkerung von 80.000. Für 250.000 Menschen gibt es kein Krankenhaus. Unsere Möglichkeiten, ein Krankenhaus einzurichten, sind sehr beschränkt. Wir rufen die Gesundheitsorganisationen der Welt dazu auf, uns in dieser Hinsicht zu helfen.“